SPD-Kanzlerkandidat
Steinbrücks beste Sprüche
Wie seine Partei geht auch Steinbrück mit einem gewaltigen Rückstand auf Merkel in den Wahlkampf. Im direkten Vergleich würden nach Zahlen des ZDF-Politbarometers nur 38 Prozent für den Ex-Finanzminister stimmen, 53 Prozent für Merkel. Und dennoch: Wenn einer das schaffen kann, dann Steinbrück.
Für den 65-Jährigen, der eigentlich nie wieder ein politisches Amt übernehmen wollte, beginnt jetzt ein Spiel "alles oder nichts". Auch für die SPD ist seine Kandidatur eine große Wette: Steinbrück kann nur gewinnen, wenn er es schafft, seine zahlreichen Kritiker in der Partei zu mobilisieren. Er muss Merkel stellen, ihre Defizite aufzeigen, sich von seiner Ex-Chefin beim Management der Finanzkrise distanzieren.
Steinbrücks großes Vorbild für die Aufholjagd ist Gerhard Schröder, der 2005 einen noch größeren Rückstand auf Merkel und die
CDU am Ende fast noch drehte. Zuvor ist das Kunststück 1994 Helmut Kohl gelungen, der den Trend umdrehte und gegen Rudolf Scharping gewann. Merkel weiß: Mit einem populären Kanzler allein sind Wahlen nicht immer zu gewinnen. Schröder war 2005 beliebter als die Kanzlerin und musste dennoch eine Schlappe hinnehmen.
Steinbrück gilt in der Union als Angstgegner, weil er auch bürgerliche Wähler anspricht. Ähnlich wie Schröder muss er aber auch um den Rückhalt an der linken Basis der eigenen Partei fürchten. Die Agenda 2010, die Schröder die Kanzlerschaft kostete, hält Steinbrück noch heute für richtig. Und die zahlreichen Parteifunktionäre, die immer noch über Hartz IV und die Rente mit 67 jammern, hält der Parteirechte nach wie vor für "Heulsusen". Er sagt es nur nicht mehr laut.
Wenn Steinbrück im Wahlkampf eine Chance haben will, muss er einen Weg finden, die eigene Partei nicht zu verprellen, ohne sich selbst zu verbiegen. Ohne Geschlossenheit in den eigenen Reihen, sagt der Demoskop Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen, müsse man sich gar nicht erst Gedanken machen, "welche Wählerschichten anderer Parteien man noch erschließen kann". Das habe auch das Beispiel Schröder gezeigt. "Die normalen Mitglieder sind für Steinbrück", ist sich ein früherer Schröder-Berater sicher. "Aber es braucht auf allen Ebenen die Bereitschaft, zu folgen."