Berufsperspektiven » Berufsbeschreibungen » Gymnasiallehrer

Gymnasiallehrer

 

Autor: Sebastian Thiele
Letzte Änderung: September 2008

 

Persönliche Voraussetzungen

Der Lehrerberuf sollte nur von Personen angestrebt werden, die tatsächlich auch gerne mit Jugendlichen arbeiten möchten: Auch als Gymnasiallehrer ist man zuallererst Pädagoge und erst an zweiter Stelle Fachlehrer für Geschichte. Soziale Kompetenz, Kommunikationsstärke und psychische Belastbarkeit sind daher wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Tätigkeit an der Schule. Nichtsdestotrotz benötigt man ein fundiertes Grundwissen über alle historischen Epochen. In den meisten Bundesländern muss darüber hinaus das Latinum nachgewiesen werden.


Ausbildungsweg

An das erste Staatsexamen an der Universität schließt sich eine Referendariatszeit variabler Dauer an (in Baden-Württemberg z. B. achtzehn Monate). Das Referendariat umfasst nicht nur die praktische Tätigkeit an der Schule, sondern auch einzelne Theorieblöcke. Erst mit dem zweiten Staatsexamen (u. a. mit methodisch-didaktischem Teil) ist die Ausbildung zum Gymnasiallehrer beendet.

Die Ausbildung zum Gymnasiallehrer befindet sich im Zuge der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge im Umbruch. Gleichwertig zum Staatsexamen haben sich bereits Masterstudiengänge etabliert.


Berufsprofil

Zum Berufsstart gilt es zunächst einen Perspektivenwechsel vom Geschischtswissenschaftlichen hin zum Pädagogischen zu vollziehen: Erzieherisches Wirken ist integraler Bestandteil dieses Berufs. Lehrer tragen die Mitverantwortung für die persönliche Entwicklung ihrer Schüler.

Geschichte wird in der Schule chronologisch behandelt. Im Vordergrund steht dabei nicht das Auswendiglernen möglichst vieler Fakten: Die Quellenarbeit besitzt einen hohen Stellenwert. Die Unterrichtsform hat sich vom lehrer- hin zum schülerzentrierten Arbeiten verändert. Abfinden sollte man sich mit der so genannten „didaktischen Reduktion": Wenn beispielsweise für Hitlers Machtergreifung nur 45 Minuten zur Verfügung stehen, gerät man leicht an die Grenze der inhaltlichen Verzerrung.

Einen geregelten Arbeitstalltag haben Lehrer meist nicht: Neben dem Unterricht in verschiedenen Klassenstufen und dessen Vorbereitung muss man sich an Konferenzen beteiligen und Verwaltungsaufgaben übernehmen. Der Informationsaustausch mit Kollegen sollte dabei auch noch nicht zu kurz kommen. Der Korrekturstapel auf dem Schreibtisch wird sowieso nie kleiner. Diese Abwechslung und die Möglichkeit zur freien Zeiteinteilung machen den Beruf jedoch spannend und attraktiv.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist gewährleistet: An der Schule ist eine Auszeit für die eigene Familie nicht automatisch ein Karriereknick.

Von „faulen Säcken" - so der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder - kann keine Rede sein. Unsere Lehrer sind einer weitaus höheren Arbeitsbelastung ausgesetzt als üblich angenommen: Vierzig Wochenstunden reichen oft nicht aus. Das ist aber mittlerweile auch in der Bevölkerung angekommen. Das Prestige dieser Berufsgruppe hat sich in den letzten Jahren verbessert: Etwa ein Drittel der Bevölkerung bringt dem Lehrerberuf Achtung entgegen.

 

Klassenzimmer - Copyright © Carlos Matesanz ? Fotolia.com

Chancen

Schon während des Studiums ist es unabdingbar, die Einstellungspraxis der Länder im Blick zu haben. Ist die eigene Fächerkombination weniger gefragt, sollte man sich möglichst ein zweites Standbein neben dem Lehrerberuf aufbauen, um längere Wartezeiten überbrücken zu können. Am Bildungsserver der Ministerien kann man ablesen, welche Fächer derzeit am gefragtesten sind. Steht das eigene Fach nicht auf dieser Liste, so wird für die Einstellung die Durchschnittsnote sehr relevant.

Momentan ist ein Einstellungshoch zu verzeichnen, das aber nur noch die jetzigen Studierenden begünstigt (die Ursache war die geringe Anzahl von Studienanfängern Ende der neunziger Jahre). Besonders im gymnasialen Bereich kann in Zukunft von einem Überangebot an Lehrkräften ausgegangen werden. Als mögliche Alternative sind immer auch Privatschulen in Betracht zu ziehen. Bundesweit sind etwa 6% aller Schulen in privater Hand. 80% aller Privatschulen werden von der katholischen und evangelischen Kirche geleitet.

Es besteht ferner die Möglichkeit, im Ausland an deutschen Schulen Lehrer zu werden.

Wer Lehrer ist, muss nicht zwangsläufig Lehrer bleiben: Der Aufstieg zum Schulleiter oder dessen Stellvertreter ist möglich, auch der Wechsel in eine leitende Position in das Schulamt. Auch kann man sich ganz auf die Lehrerausbildung konzentrieren oder bei entsprechendem Fachwissen einen eigenen Lehrstuhl für Pädagogik anstreben.


Weblinks

Bundesverband Deutscher Privatschulen

Eine Community für Lehramtsreferendare

Deutscher Philologenverband

Deutscher Bildungsserver - Wichtige Informationsplattform für angehende Lehrer

Gewerkschaft für Erziehung und Wissen (GEW)

Kultusministerkonferenz

ZfA - Schulmanagement weltweit


Literaturhinweis

Hucht, Margarete; Andreas Kunkel: Karrieren unter der Lupe: Lehramt und Alternativen, Würzburg 2003.

Powered by Etomite CMS.