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Redenschreiber

 

Autor: Sebastian Thiele
Letzte Änderung: Juli 2007

 

Persönliche Voraussetzungen

Bereitschaft, lediglich im Hintergrund zu agieren / Affinität zu Sprache und Kommunikation / hohe Allgemeinbildung / Politisches Fingerspitzengefühl


Ausbildungsweg

Redenschreiben ist ein Beruf, den man kaum erlernen kann, da keine fest vorgezeichneten Ausbildungs- und Berufswege existieren. Redenschreiber sind typische Quereinsteiger, die meist aus dem öffentlichen Dienst oder aus der journalistischen Praxis zum Redenschreiben wechseln. Die politische Nähe zum Auftraggeber ist relevant. Vertrauen und Loyalität sind in der Praxis des Redenschreibens immens wichtig.


Berufsprofil

Redenschreiber agieren grundsätzlich im Hintergrund. Nicht von ungefähr sprechen Amerikaner von „Ghostwritern". Selten findet sich im Organigramm eines Ministeriums die Bezeichnung „Reden", obwohl Redenschreiber den Rang eines Referatsleiters einnehmen können und in unmittelbarem Kontakt zum jeweiligen Minister stehen. Spitzenpolitiker halten jedoch bis zu 25 Reden im Monat. Ein oder mehrere Redenschreiber sind also unumgänglich.

Die große parlamentarische Rede zur "Lage der Nation" ist ein Sonderfall. Solche Reden werden intensiv in Teamarbeit erstellt und sind sicher ein Höhepunkt für jeden Redenschreiber. Der Normalfall ist jedoch die Rede bei einem Verband oder die Eröffnung einer Ausstellung. Hier bleibt kaum Zeit zu intensiver Rücksprache. Der Redenschreiber hat sich selbst Gedanken zu machen, was beim jeweiligen Termin gesagt werden sollte.

Das Schreiben von Reden ist ein höchst kreativer Akt. Geistesblitze, die einem etwa im Kino oder beim Lesen eines Buches einfallen, können in konkrete Reden eingearbeitet werden. Nicht immer hat man klare Vorgaben. Oft muss man kreativ und sensibel entscheiden, was man schreibt oder besser nicht schreibt.

Selbstverständlich muss ein Redenschreiber intensiver Zeitungsleser sein, um die Trends der Gegenwart erkennen zu können. Neben dem eigentlichen Redenschreiben, das auf bis zu vier Reden pro Woche bei Hauptberuflichen hinauslaufen kann, beobachten Redenschreiber regelmäßig die praktische Anwendung ihrer Reden, um damit in Zukunft noch stärker auf den Typ „ihres" Redners eingehen zu können.

Zielpunkt für Redenschreiber ist meist der Freitag-Nachmittag, damit der Chef die Reden am Wochenende durchsehen und am Montag dem Redenschreiber die redigierte Version zukommen lassen kann.


Weblinks

Deutsche Rednerschule

Verband der Redenschreiber deutscher Sprache e.V.

Trotha Stiftung Redekultur


Literaturhinweis

Henning Zander: Eine Botschaft in Worte fassen. Redenschreiber (Berufe in der Politik, Teil 2), Die Welt 24.11.2007.

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