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Journalist

 

Autor: Sebastian Thiele
Letzte Änderung: Juli 2007

 

Persönliche Voraussetzungen

Die stilsichere Beherrschung der deutschen Sprache in Wort und Schrift ist für den Beruf des Journalisten elementar. Darüber hinaus sollte man kommunikationsstark und kontaktfreudig sein. Temporäre Selbstständigkeit - auch über längere Zeiträume - kann auf jeden Journalisten zukommen und scheint mittlerweile auch die typische Situation für Berufseinsteiger zu sein. Man sollte darauf vorbereitet sein.


Ausbildungsweg

Journalismus ist kein Beruf, den Historiker anstreben sollten, ohne praktische Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt zu haben. Wer sich ernsthaft für diesen Beruf interessiert, sollte sofort mit dem Schreiben beginnen. So lässt sich das Handwerkszeug eines Journalisten früh erlernen und nebenbei kann die Studienkasse aufgebessert werden. Auch in Hausarbeiten an der Universität besteht die Möglichkeit, sich stilistisch fortzuentwickeln.

Wer trotz oder gerade wegen der gemachten praktischen Erfahrungen weiter journalistisch tätig sein möchte, sollte sich orts- und branchenflexibel (nicht nur bei den Printmedien) bundesweit um verschiedenste Ausbildungen bewerben. Bekommt man als Journalist ein Volontariat in einer kleineren Tageszeitung angeboten, sollte man zugreifen. Der Weg in den Hörfunk oder das Fernsehen ist damit keineswegs verbaut.

Der klassische und beliebteste Einstieg in den Journalismus ist das Volontariat, bei dem alle Abteilungen des jeweiligen Unternehmens durchlaufen werden. Es dauert zwischen 12 und 24 Monaten. Oft erhöht eine vorherige freie Mitarbeit oder ein Praktikum beim jeweiligen Arbeitgeber die Chance auf das Volontariat ungemein. Volontariatsplätze sind in Deutschland heiß begehrt. Im Normalfall bewirbt man sich aus Eigeninitiative bei einem Arbeitgeber, d. h. man wartet nicht erst auf eine Stellenanzeige.

Prestigeträchtige Ausbildungsstätten in Deutschland sind die Journalistenschulen (Vgl. Weblinks), die eine kompakte Ausbildung in bis zu zwei Jahren anbieten. Heute haben aber Journalisten nach erfolgreichem Abschluss, etwa bei der renommierten Henri-Nannen-Schule, keinen festen Vertrag in der Tasche. Zudem sollte man bedenken, dass die Schulen in aller Regel sehr restriktive Altersgrenzen haben und mitunter weniger Schreibpraxis bieten als das klassische Volontariat.

Als Alternative kommen auch Journalismus-Aufbaustudiengänge in Betracht. Eine Auflistung von Aufbaustudiengängen und Akademien findet sich bei der Kurs Datenbank der Arbeitsagentur (Stichwort: Journalismus oder Redakteur).


Berufsprofil

Allgemein kann man zwischen Journalisten, die auf Honorarbasis arbeiten, und fest angestellten Redakteuren unterscheiden. In der Regel haben Redakteure einen unbefristeten Vertrag, "verwalten" aber oft eher die eingeschickten Beiträge der freien Journalisten anstatt selber Artikel zu schreiben. Damit nicht genug: Freie Mitarbeiter werden betreut, Fotos müssen oft selbst gemacht werden, jeder Leserbrief muss z. T. mit einer ausführlichen Begründung abgelehnt werden. Es gibt jedoch einen starken Trend zur freien Mitarbeit, einer relativ ungesicherten und schwierigen Erwerbsform (die Selbstständigenquote liegt bei etwa einem Drittel).

Der Tag beginnt meist am späten Vormittag und endet, wenn andere Arbeitnehmer längst ihren Feierabend genießen. Angehende Journalisten sollten eine Bereitschaft zu Überstunden mitbringen: Lediglich fünf von hundert Zeitschriftenjournalisten machen einer Umfrage zufolge pünktlich Feierabend! Neben den festen Terminen gilt es eigenständig Themen zu finden und diese weiter zu verfolgen. Diese müssen auf täglichen Konferenzen gegenüber Kollegen durchgesetzt werden, d. h. ein gutes Stück Überzeugungsarbeit ist für eigene Themen zu leisten.

Die Nähe zur Gemeindepolitik und viele persönliche Kontakte sind positive Begleitaspekte der Arbeit im Lokaljournalismus. Befriedigend ist sicher auch, dass das Geschriebene relativ rasch publiziert wird.

Die Termindichte ist sehr hoch. Oft weiß man zu Arbeitsbeginn nicht, was im Laufe des Tages noch auf einen zukommt. Die Arbeit unter Zeitdruck macht es zur notwendigen Bedingung, dass man schnell und gut schreiben kann.


Alternative Public Relations

Public Relations bedeutet das Herstellen einer Beziehung zur Öffentlichkeit. Keine Partei, Organisation, wichtige Einzelperson, kein Verband oder Unternehmen kann noch auf Öffentlichkeitsarbeit verzichten. PR-Fachleute schreiben Pressemitteilungen, pflegen den Kontakt zu Journalisten und sind für die öffentliche Darstellung der jeweiligen Institution oder Person verantwortlich. Neben den großen Agenturen gibt es zahlreiche spezialisierte PR-Berater.

Es gibt keine spezifische Ausbildung zum PR-Fachmann. Fortbildungskurse können den Einstieg zwar erleichtern, es kommt aber eher auf die journalistische Erfahrung und eigene Kontakte an.

Deutsche Public Relations Gesellschaft

PR-Guide.de


Chancen

Die Berufsbezeichnung "Journalist" ist nicht geschützt, weshalb man die Zahl arbeitsloser Journalisten nur sehr schwer ermitteln kann. Derzeit gibt es ca. 45.000 fest angestellte Journalisten, ein Viertel davon im Rundfunk. Im Vorstellungsgespräch mit dem Chefredakteur zählt in erster Linie, ob man das "Handwerk Schreiben" erlernt hat und dies mit Arbeitsproben unter Beweis stellen kann.

Wenn der Chefredakteur aber nicht unbedingt eine Affinität zur Geschichtswissenschaft hat, wird man nicht wegen seines Fachstudiums eingestellt. Allerdings verfügen Geschichtsstudenten tendenziell über eine überdurchschnittliche Allgemeinbildung und haben durch Hausarbeits- und Referatserfahrungen ein Gefühl für eine ausreichende Recherche gefunden.

Journalismus ist ein sprachgebundener Beruf. Das heißt, deutschsprachige Journalisten sind auf den Arbeitsmarkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz beschränkt. Es sei denn, man beherrscht eine andere Sprache tatsächlich so ausgezeichnet, dass man gegen die Konkurrenz im nicht-deutschsprachigen Ausland bestehen kann.

Häufig gelingt der Einstieg über Honorarbasis, d. h. die Selbstständigkeit. Hier herrscht v. a. ein starkes Überangebot im Printbereich. Dieses reduziert die Honorare. Von Vorteil für freie Journalisten ist es daher, zwischen den Medien wechseln zu können. Jeder vierte Vollzeitfreie verdient netto weniger als ein Fensterputzer oder eine Schuhverkäuferin (unter 20.000€ im Jahr); 10% verdienen mehr als 60.000€ im Jahr, allerdings auch bei 60-80 Wochenstunden. Bezieht man die ca. 45.000 Festangestellten noch mit ein, verdienen 28% aller Journalisten mehr als 60.000€ im Jahr.

Weitere interessante Artikel auf Berufe-für-Historiker.de: Berufsfeld Medien, Berufsbeschreibung Wissenschaftsjournalist, Praktikumsbericht Schwäbisches Tagblatt


Weblinks

Berliner Journalisten Schule

Bundesverband deutscher Zeitungsverleger

Deutsche Fachjournalisten-Schule (DFJS)

Deutscher Fachjournalisten-Verband

Deutscher Journalisten Verband (DJV)

Deutscher Presserat

Deutsche Journalistenschule

Henri-Nannen-Schule

ifp - Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses e.V.; die katholische Kirche ist Träger dieser Journalistenschule

Jobs bei der ARD

Übersicht über Aufbaustudiengänge Journalismus - Journalismus.com

Wikipedia-Eintrag über Journalistenschulen


Stellen- und Praktikantenbörsen:

Journalist.de

Medienhandbuch.de

Newsroom.de

MediumMagazin


Literaturhinweis

Kaiser, Ulrike: Journalist/in werden? Ausbildungsgänge und Berufschancen im Journalismus, 2005.

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