Grundrechte in Gefahr!
Das ist das Fazit des soeben erschienenen "Grundrechte-Report
2007". Der frühere Richter am Bundesverfassungsgericht
Dr. Jürgen Kühling und der Berliner Politologe Prof. Dr.
Peter Grottian werden den Grundrechte-Report 2007 am Montag, dem
21. Mai 2007 um 11.00 Uhr im Schlosshotel Karlsruhe (Bahnhofsplatz
2, Karlsruhe) vorstellen.
Von Alexander Boulerian
14. Mai 2007
Staatliche Überwachung, Übergriffe, Ungleichbehandlung
und Missachtung höchstrichterlicher Rechtsprechung haben auch
im letzten Jahr deutlich gemacht, dass die Achtung der Grundrechte
mitnichten dem entspricht, was das Grundgesetz fordert. Ängste
und Rufe nach immer mehr Sicherheit höhlen die freiheitliche
Demokratie aus. Im Grundrechte-Report 2007 weisen neun Menschen-
und Bürgerrechtsorganisationen auf eine Fülle beispielhafter
Fälle hin, die Defizite aber auch positive Entwicklungen aufzeigen.
Seit 1997 schon wird der "Grundrechte-Report zur Lage der
Bürger- und Menschenrechte" jährlich von neun Menschenrechtsorganisationen
vorgelegt: Humanistische Union, Gustav Heinemann-Initiative, Komitee
für Grundrechte und Demokratie, Bundesarbeitskreis Kritischer
Juragruppen, Pro Asyl, Republikanischer Anwaltsverein, Vereinigung
demokratischer Juristinnen und Juristen, Internationale Liga für
Menschenrechte, Neue Richtervereinigung.
"Die diesen Bericht alljährlich erstellenden Bürgerrechtsorganisationen
wollen deutlich machen, dass die Geltung der Grundrechte in unserer
Republik nicht allein durch die Gerichte gewährleistet wird,
auch nicht allein durch das Bundesverfassungsgericht; dass es vielmehr
Sache der Gesellschaft ist, auf deren Wirksamkeit zu achten
Ohne das Engagement von Bürgerrechtlern und Bürgerrechtlerinnen
für die Grundrechte kämen - das gilt es freimütig
einzugestehen - Gerichtsurteile nicht zustande, die auch in Zeiten
terroristischer Gefahr auf einen rechtsstaatlichen Umgang mit jenen
bestehen, die des Terrors verdächtig sind
Doch wer in
der Abwehr des Terrorismus Abstriche von der Rechtsstaatlichkeit
macht, zerstört letztlich selbst den freiheitlichen Rechtsstaat,
den er zu schützen sucht."
Mit diesen Worten würdigte die frühere Präsidentin
des Bundesverfassungsgerichts, Jutta Limbach, 2006 das Erscheinen
des zehnten Grundrechte-Reports.
Der elfte, soeben erschienene Grundrechte-Report berichtet von
neuen, darunter manchen noch massiveren staatlichen Eingriffen in
die Grundrechte. Wenn regierende Politiker das Verbot des Angriffskriegs
umgehen, wenn sie das Folterverbot relativieren, wenn Geheimdienste
Bürgerrechtler observieren und in die Pressefreiheit eingreifen,
wenn Polizeibehörden bei Ermittlungen vorsätzlich gegen
Recht und Gesetz verstoßen, wenn sich selbst die Justizverwaltung
über Gerichtsurteile hinwegsetzt - dann müssen die Bürgerrechtsorganisationen
Alarm schlagen. Das geschieht in diesem Grundrechte-Report. Zahlreiche
aktuelle Fälle geben Anlass zur Sorge: Der Respekt der Exekutive
vor der Rechtsstaatlichkeit lässt mehr und mehr nach. Und auch
die Sozialstaatlichkeit - ebenfalls ein Gebot des Grundgesetzes
- ist im Schwinden begriffen. "Die Bestandsaufnahme verlangt
nach verstärktem demokratischem Engagement", fordern die
Herausgeber T. Müller-Heidelberg, U. Finckh, E. Steven, M.
Asall, J. Micksch, W. Kaleck, M. Kutscha, R. Gössner und U.
Engelfried.
© www.globale-gleichheit.de
Grundrechte-Report 2007
Zur Lage der Bürger- und Menschenrechte in Deutschland
Herausgeber: T. Müller-Heidelberg u.a.
Inhaltsangabe
|