Große Chronik von Gramatneusiedl, Marienthal und Neu-Reisenberg
1900 bis 1914
1900
1900 gibt es neben der Textilfabrik Marienthal und den Bauernhöfen (darunter allerdings nur vier größere) folgende Gewerbebetriebe in Gramatneusiedl (einschließlich Marienthals): zehn Schuster, vier Hemdenmacher, drei Friseure, je zwei Bäcker, Fleischhauer, Glaser,
Kleidermacher, Lohnfuhrwerker und Schlosser sowie je einen Hufschmied, Mechaniker, Sattler, Tischler, Wagner und Zimmermann. Handel betreiben acht Gemischtwarenhändler (davon zwei mit der Lizenz zur Branntweinausschank und fünf mit dem Recht des Tabakwarenverschleißes), vier Kleiderhändler, drei
Gemüsehändler, zwei Milchhändler, zwei Geschäfte für Hüte und Kappen, einen Viehhändler sowie einen Holz- und Kohlenhändler. Außerdem gibt es fünf Gasthäuser.
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1900
1900 wird auf Initiative des Lehrers Ferdinand Wilhelm Liebhart (?–1925) der »Volksbildungs-Verein
›Fortschritt‹ Gramat-Neusiedl« gegründet. Bemerkenswert ist, dass dieser zunächst katholische Verein, der fast ausschließlich im Bauerndorf Gramatneusiedl
beheimatet ist, nach dem Ersten Weltkrieg von den Marienthaler Freidenkern übernommen wird.
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1900
1900 wird der Verein »Bund der Germanen«, Ortsgruppe Gramatneusiedl, gegründet.
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1900
1900 wird ein neuer, hölzerner Tabernakel für die
Kirche Sankt Peter und Paul um 253 Kronen gekauft.
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1900
Für die Jahre um 1900 ist eine weitere Marienthaler Musikgruppe namentlich belegt: das Volksmusik-Quartett »D’Mondscheinbrüder«.
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1900
1900 lässt die
Textilfabrik Marienthal das
Eishaus II, das Gartenhaus im
Fabriksgarten und
einen Neubau des Gartenhauses im Spitalsgarten errichten.
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1900
Mit Stichtag 31. Dezember 1900 findet in Österreich eine Volkszählung statt, die für Gramatneusiedl 2.707 Bewohner in 111 Häusern ausweist; es gibt auch wieder für Marienthal detaillierte Daten: Auf dem Gemeindegebiet von
Gramatneusiedl leben in Marienthal 1.840 Personen in 17 Häusern, auf jenem von Reisenberg 520 Personen in 15 Häusern. (Lesen und herunterladen)
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1901
Am 13. Februar 1901 wird in Wien Paul Felix Lazarsfeld (1901–1976) geboren, Initiator und Leiter des Marienthal-Projekts sowie Autor der Einleitung der Marienthal-Studie.
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1901
Bauern des 1897 gegründeten »Landwirthschaftlichen
Casinos Gramatneusiedl« lösen dieses auf und gründen am 6. April 1901 die »Landwirtschaftliche Genossenschaft Gramatneusiedl,
registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung«, welche am 17. April 1901 beim Handelsgericht Wiener Neustadt
(Niederösterreich) eingetragen wird. Erster Obmann wird der Kaufmann Karl Molzer (1844–1911). Die anfänglich 150 Bauern dieser Genossenschaft, welche aus insgesamt 15 Gemeinden kommen, kaufen am 10. Juli 1901 das 1896 von Moritz Reif aus Himberg (Niederösterreich) erbaute
Lagerhaus am
Bahnhof Gramatneusiedl samt Gerstenputzerei und Industriegleisanlage um 130.000 Kronen. Die »Landwirtschaftliche Genossenschaft Gramatneusiedl«, in den 1920er-Jahren neben der
Textilfabrik Marienthal das bedeutendste und 1930 bis 1962 das wirtschaftlich erfolgreichste Unternehmen Gramatneusiedls, geht
1974 im »Raiffeisen-Lagerhaus Wiener Becken, Filiale Gramatneusiedl« auf.
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1901
Der 1856 angelegte Friedhof Gramatneusiedl wird nach Nordwesten hin erweitert, mit einer Mauer umgeben sowie mit einer Allee zwischen Oberortsstraße und Friedhof versehen. Die Neuanlage, welche vor allem mit
Unterstützung der
Textilfabrik Marienthal erfolgt, wird am 1. November 1901 eingeweiht. (Siehe
Denkbuch Moosbrunn)
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1901
Der Kaufmann Karl Molzer (1844–1911) wird 1901 zum Bürgermeister von Gramatneusiedl gewählt und bekleidet
dieses Amt bis 1911.
(Zum Vorgänger siehe
1895.)
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1901
1901 lässt die Textilfabrik Marienthal die
Wasserreinigung, den
Rauchzugüberbau und den Eingangsvorbau
beim Spinnerei-Kesselhaus errichten.
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1902
Mit Erlass der Niederösterreichischen Statthalterei vom 12. Juli 1902 wird die Freie Gemeinde Gramatneusiedl berechtigt, Märkte nach freier Wahl abzuhalten. Vermutlich noch im selben Jahr werden die ersten Stände am alten
Marktplatz an der
Hauptstraße, im Niemandsland zwischen Marienthal und dem Bauerndorf gelegen (heute vor Neubau 1), aufgestellt.
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1902
1902 wird mit den Spenden einiger Arbeiterinnen der
Textilfabrik Marienthal von der
Kirche Sankt Peter und Paul eine barocke Monstranz um 300 Kronen angeschafft, die 1931 restauriert wird.
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1903
Marienthaler Arbeiter gründen 1903 – gleichsam als proletarisches Gegenstück zum 1871 gegründeten »Männer-Gesang-Verein ›Geselligkeit‹ Marienthal« – den Arbeiterchor »Sänger-Riege Marienthal«, der 1906 in die »Gesang-Section der Textilarbeiter
Marienthal« der
»Union
der Textilarbeiter Österreichs«
übergeführt wird.
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1903
Im Juli 1903 hat das Hochwasser der Donau auch entlang ihrer südlichen Nebenflüsse schwere Überschwemmungen zu Folge. Die aus den Ufern getretene
Fischa verursacht in Gramatneusiedl erhebliche
Schäden.
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1904
1904 der wird der »Arbeiter-Radfahr-Verein ›Edelweiß‹ Marienthal« gegründet.
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1904
In der Aufsichtsratssitzung der »Landwirtschaftlichen Genossenschaft Gramatneusiedl« vom 13. Dezember 1904 wird wegen des schlechten Geschäftsganges die Auflösung der Genossenschaft diskutiert.
Der entsprechende Antrag wird jedoch fallengelassen.
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1904
1904 lässt die
Textilfabrik Marienthal die
Stärkekocherei errichten. Damit findet die Phase geringer Bautätigkeit seitens der Fabrik 1899 bis 1904 ihr Ende. (Siehe Plan 1904)
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1905
Der spätere Gemeinderat Josef Moldaschl (1863–1937) erhält die Lizenz für den periodischen Personentransport
zwischen Gramatneusiedl und Seibersdorf (Niederösterreich).
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1905
Mit Verordnung des Ministeriums für Kultus und Unterricht vom 29. September 1905 wird eine neue, »definitive Schul- und Unterrichtsordnung für allgemeine Volksschulen und für Bürgerschulen« erlassen.
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1905
1905 wird von der
Kirche Sankt Peter und Paul ein fünfarmiger vergoldeter Kronleuchter gekauft.
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1905
1905 lässt die Textilfabrik Marienthal die Neue Mischerei und das Eisenmagazin errichten.
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1906
In der Ausschuss-Sitzung der Freien Gemeinde Gramatneusiedl vom 25. Mai 1906 verleiht die Gemeindevertretung einstimmig die erste Ehrenbürgerschaft (»Ehrenbürgerrecht«) Gramatneusiedls, und zwar an den Kaufmann und amtierenden Bürgermeister
Karl Molzer (1844–1911) »für die vielen und ausgezeichneten Verdienste, welche sich derselbe als langjähriger Bürgermeister, Feuerwehrhauptmann, Armenrat, Patronats-Kommissär und gewesener Ortsschulrats-Obmann in so reichem Masse in dieser Gemeinde erworben hat«. (Siehe
Dokument)
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1906
Im Vergleich zu anderen Industrieorten Österreichs kommt es in Marienthal erst sehr spät, nämlich 1906 (nach einem gescheiterten Versuch
1891), auf Initiative von Josef Kopecky und Josef Schubert zur Gründung der Ortsgruppe Gramatneusiedl-Marienthal der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei« (SDAP). Seither wächst die sozialdemokratische Arbeiterbewegung in Marienthal stetig an und wird nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zur dominierenden politischen Kraft, während das Bauerndorf Gramatneusiedl überwiegend konservativ ausgerichtet ist.
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1906
1906 wird die »Ortsgruppe
Gramat-Neusiedl« der 1901 durch Zusammenschluss mehrerer Einzelgewerkschaften gegründeten »Union der Textilarbeiter Österreichs« als erste sozialdemokratische Gewerkschaftsorganisation Marienthals geschaffen,
entstanden aus einer 1905 geschaffenen lokalen sozialdemokratischen
Gewerkschaftsorganisation. Der Ortsgruppe schließt
sich der 1903 als »Sänger-Riege Marienthal« gegründete Arbeiterchor an, welcher nunmehr den Namen »Gesang-Section der Textilarbeiter Marienthal« führt. Diese besteht nach Schließung der
Textilfabrik Marienthal
im Jahr
1930 zunächst noch als »Gesang Sektion Marienthal« weiter, löst sich aber
1931 auf. Weiters schließt sich der Ortsgruppe der 1866 gegründete
und 1869 gemäß dem Vereinsgesetz wiederbegründete »Dilettanten-Verein Marienthal«, welcher seit 1898 »Dilettanten-Verein ›Thalia‹« heißt, an und führt seither den Namen »Arbeiter-Theater-Section Marienthal«. Diese stellt nach Schließung der Textilfabrik Marienthal
1930 nur
vorübergehend ihre Aktivitäten ein, organisiert aber dann bis in die 1950er-Jahre wieder Aufführungen von Theaterstücken und Operetten.
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1906
1906 wird der »Nieder-österreichische Bauernbund« gegründet,
vermutlich noch im selben Jahr die
Ortsgruppe Gramatneusiedl
geschaffen.
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1906
1906 wird der »Verein der Handels- und Gewerbetreibenden für Spareinlagen in Gramatneusiedl« gegründet.
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1906
1906 wird die
Kirche Sankt Peter und Paul mit einem hölzernen Vorbau versehen.
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1906
1906 lässt die Textilfabrik Marienthal den Neuen Kanzleianbau (Spinnereikanzlei-Vorraum), die Abfallreinigung, die
Garneinlegerei, den Kistenschuppen und das Elektrikermagazin errichten.
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1907
Mit Reichs-Gesetz vom 26. Januar 1907 wird das allgemeine Wahlrecht für Männer ab vollendetem 24. Lebensjahr in Österreich eingeführt. Ein allgemeines Wahlrecht für Frauen wird erst
1919 eingeführt.
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1907
Bei den ersten allgemeinen Wahlen – allerdings noch ohne Beteiligung von Frauen – vom 14. und 23. Mai 1907 gibt es in Gramatneusiedl 503 Wahlberechtigte: Von den 492 abgegeben
Stimmen entfallen als gültig 353 auf die »Sozialdemokratische Arbeiterpartei« (73 Prozent), 120 auf die »Christlichsoziale Partei« (25 Prozent) und acht auf die »Deutsche Volkspartei« (2 Prozent).
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1907
1907 lässt die
Textilfabrik Marienthal das
Weberei-Maschinenhaus
mit Generatorenraum, das Pumpenlokal und die
Staubkammer I errichten, weiters das große Werkstättengebäude und die
Wasserreinigung beim Druckerei-Kesselhaus
sowie das Motorlokal. Seit 1893 wird auch erstmals wieder Wohnraum geschaffen, und zwar durch das
später so genannte
Handwerkerwohnhaus Stahl-Haus, Gramatneusiedl 116 (ab 1961:
Dr. Löw-Gasse 8); diesem Bau fällt auch die 1893 angelegte
Kinderspielwiese
zum Opfer. Damit findet die rege Bauphase der Textilfabrik Marienthal 1905 bis 1907 ihr Ende. (Siehe
Plan 1907)
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1908
1908 gründen Arbeiter der
Textilfabrik Marienthal die »Arbeiter Fußballriege Marienthal«, welche 1919 als »I. Marienthaler Fußballriege 1908« weiter besteht und heute unter dem Namen »ASK Marienthal« noch existiert. Es sind in der Textilfabrik tätige englische Ingenieure, die den Fußballsport nach Marienthal bringen. Klubgasthaus ist das in
Neu-Reisenberg gelegene Gasthaus Sam,
Reisenberg 131 (heute Mitterndorferstraße 4), der erste
Fußballplatz befindet sich auf der so genannten Hinterbrühlwiese, etwa im Bereich der heutigen Hermann Todesco-Gasse.
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1908
1908 wird die Ortsgruppe Gramatneusiedl des 1880 gegründeten »Deutschen Schulvereins« als deutschnationale Kernorganisation ins Leben gerufen, doch übernimmt diese Funktion
1913 weitgehend der »Deutsche Turnverein Gramatneusiedl-Marienthal«.
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1908
Aus Anlass des bevorstehenden Regierungsjubiläums von Franz Joseph I. von Habsburg-Lothringen (1830–1916) lässt die Freie Gemeinde Gramatneusiedl 1908 für die »Freiwillige Feuerwehr Gramatneusiedl« ein Gerätehaus, Gramatneusiedl 50 (ab 1961: Hauptstraße 1;
1985/86 abgerissen), errichten.
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1908
Am 14. und 15. August 1908 finden in Gramatneusiedl die großen Festlichkeiten zum sechzigjährigen Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph I. von Habsburg-Lothringen (1830–1916)
statt. In Gramatneusiedl tun sich dabei vor allem der »I. Militär-Veteranen-Verein Marienthal-Gramatneusiedl«, der »Volksbildungs-Verein
›Fortschritt‹ Gramat-Neusiedl« und der
»Männer-Gesang-Verein ›Geselligkeit‹ Marienthal« hervor. (Siehe
Denkbuch Moosbrunn und Bild)
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1908
Die allgemeine Stimmung rund um das Regierungsjubiläum von Franz Joseph I. von Habsburg-Lothringen (1830–1916) führt dazu, dass die
Kirche Sankt Peter und Paul 1908 außerordentlich viele Schenkungen erhält, darunter auch eine von der Ehefrau des Generaldirektors der
Textilfabrik Marienthal
Leopold Specht
(?–1927), Alice Specht. (Siehe Denkbuch Moosbrunn)
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1908
Das schwere Erdbeben von Messina (Sizilien) am 28. Dezember 1908 ist auch in Gramatneusiedl zu verspüren, wo es allerdings nur geringe Schäden anrichtet.
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1909
1909 erscheint in der vom
1864 gegründeten »Verein für Landeskunde von Niederösterreich« herausgegebenen »Topographie von Niederösterreich« ein Lexikonartikel über Marienthal. (Lesen und herunterladen)
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1909
Der 1900 gegründete »Volksbildungs-Verein
›Fortschritt‹
Gramat-Neusiedl« veranstaltet am Pfingstmontag, dem 31. Mai 1909, in
Gramatneusiedl unter Leitung des Oberlehrers Adolf Altenbacher (1865–1928) eine große Feier anlässlich des 100. Todestages von Joseph Haydn (1732–1809). (Siehe
Denkbuch Moosbrunn)
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1909
1909 wird für die
Kirche Sankt Peter und Paul eine 150 Zentimeter hohe Herz-Jesu-Statue aus Gröden (Tirol; Val Gardena / Gröden, Italien) um 150 Kronen angekauft. Kurz darauf, im Sommer 1909, wird in
Gramatneusiedl eine »Herz-Jesu-Bruderschaft« errichtet.
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1909
1909 wird die Ortsgruppe Gramat-Neusiedl und Umgebung des 1908 gegründeten »Deutsch-österreichischen Gewerbebundes« ins Leben gerufen, der konservativen wie deutschnationalen Unternehmern als Sammelbecken dient.
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1909
1909 wird der »Verein für Bienenzucht Gramatneusiedl« gegründet.
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1909
1909 stirbt die seit 1900 als Betreuerin der Kinderbewahranstalt tätige Lehrerin Michaela Liebhart
(?–1909); ihr folgt als neue Betreuerin
Karoline Schwarz (?–1958).
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1909
1909 spendet Juliana Griesmüller, geborene Biberhofer (1843–1916), der
Kirche Sankt Peter und Paul eine Kirchenfahne im Wert von 240 Kronen.
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1909
1909 lässt die
Textilfabrik Marienthal das Garnmagazin mit Verladevordach errichten.
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1910
Als erster wichtiger katholischer Verein wird auf Initiative der Handarbeitslehrerin Franziska Heilinger (1876–1957) und des Kooperators Johann Huber im Juni 1910 der »Katholische Mädchenbund«
gegründet, der ein starkes Bindeglied zwischen dem Bauerndorf Gramatneusiedl und der Arbeiterkolonie Marienthal bildet. Der Verein,
der noch im Gründungsjahr der »Katholischen
Reichsfrauenorganisation«
in Wien beitritt, ist in so genannten Engelsgruppen organisiert, deren Mitglieder im Kirchenchor mitsingen;
sie stammen fast alle aus der Arbeiterkolonie Marienthal. Leiterin ist zunächst Franziska Heilinger, dann folgen Theresia Griesmüller, geborene Bürgermeister (1897–1961), Katharina Wohlschlager, Anna Svehla (1892–1972), zuletzt Anna Sinka (1897–1983).
Aus dem Verein, der
1939 von den Nationalsozialisten behördlich aufgelöst wird, entwickelt sich 1912 die Ortsgruppe Gramatneusiedl des »Christlichen Frauenvereins«, wobei der Mädchenbund jedoch weiter bestehen bleibt. (Siehe Denkbuch Moosbrunn)
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1910
Die
Kirche Sankt Peter und Paul kauft eine Kommunionsbank aus Eisen, mit einem handgeschmiedeten Gitter versehen, und Dank der Spende von Frau Hochleitner einen neuen Messkelch im Wert von 110 Kronen.
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1910
1910 lässt die
Textilfabrik Marienthal einen
Sandschuppen und das Vordach beim Stall- und Magazingebäude
errichten.
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1910
Mit Stichtag 31. Dezember
1910 findet in Österreich eine Volkszählung statt, die für
Gramatneusiedl 2.565 Bewohner in 126 Häusern ausweist; es gibt auch wieder für Marienthal detaillierte Daten: Auf dem Gemeindegebiet von
Gramatneusiedl leben in Marienthal 1.151 Personen in 25 Häusern, auf jenem von Reisenberg 433 Personen in 14 Häusern. (Lesen und herunterladen)
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1911
Am 31. Januar 1911 wird in Mauerbach (Niederösterreich) Georg Grausam
(1911–1977) geboren. Er wird nicht nur erster Pfarrer der neu gegründeten Pfarre Gramatneusiedl werden, sondern auch erster Historiograph dieses Ortes. (Siehe
»Zur Geschichtsschreibung über Gramatneusiedl«)
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1911
Am 16. Mai 1911 wird der »Niederösterreichische Fußball-Verband« gegründet. Diesem tritt die »I. Marienthaler Fußballriege 1908« – der heutige »ASK Marienthal«, gegründet 1908
als »Arbeiter Fußballriege Marienthal« – allerdings erst 1920 bei.
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1911
1911 spenden 17 Bewohner Gramatneusiedls der
Kirche Sankt Peter und Paul die heute noch vorhandenen vierzehn Kreuzwegbilder mit Nussholzrahmen im Wert von 398 Kronen.
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1911
Der Bauer Franz Griesmüller (1868–1938) wird 1911 zum Bürgermeister von Gramatneusiedl gewählt und bekleidet
dieses Amt bis 1918.
(Zum Vorgänger siehe
1901.)
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1911
In der Sitzung des Gemeinderats der Freien Gemeinde Gramatneusiedl vom 8. September 1911 wird eine Grundparzellierung beschlossen. Die dadurch entstehenden kleinen Grundstücke im Bereich der heutigen Siedlergasse werden den Hasenzüchtern, die
sich allerdings erst 1930 in einem Verein organisieren, pachtweise überlassen.
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1912
Am 24. März 1912 erhängt sich der Marienthaler Fabrikarbeiter Karl Benesch im Friedhof Gramatneusiedl, welcher daraufhin neu geweiht werden muss.
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1912
Aus dem 1910 gegründeten »Katholischen
Mädchenbund« entsteht im April 1912 der »Christliche Frauenverein«, Ortsgruppe Gramatneusiedl der »Katholischen Reichsfrauenorganisation« beziehungsweise des »Christlichen Frauenbundes Österreichs«.
Leiterinnen sind 1912 bis 1933 Marie Schweighart (um 1842–1931), Gattin des Kassiers der
Textilfabrik Marienthal, und 1933 bis 1938 Anna Svehla (1892–1972). Nachfolgeorganisation des
1939 von den Nationalsozialisten behördlich aufgelösten Vereins wird nach 1945 die Ortsgruppe Gramatneusiedl der »Österreichischen
Frauenbewegung«. (Siehe Denkbuch Moosbrunn)
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1912
Am 3. November 1912 hält der »Christliche Frauenverein«, Ortsgruppe Gramatneusiedl, in seinem Vereinslokal, dem Gemeindegasthaus
Nr. 1 im
Schloss Gramatneusiedl, eine Versammlung zum Thema »Ehereform« ab, welche hierbei abgelehnt und verurteilt wird, während gleichzeitig im Marienthaler Gasthaus Sam zum selben Gegenstand eine befürwortende öffentliche Zusammenkunft stattfindet.
(Siehe Denkbuch Moosbrunn)
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1912
1912 wird die Ortsgruppe Gramatneusiedl des »Deutsch-Österreichischen
Eisenbahnbeamten-Vereins« gegründet.
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1912
1912 lässt die
Textilfabrik Marienthal das
Weberei-Magazin II und den Kistenschuppen errichten sowie die
Mistbeete im
Park
Herrengarten anlegen.
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1913
Am 8. Juni 1913 wird als einzig bemerkenswerter deutschnationaler Verein Gramatneusiedls der »Deutsche Turnverein Gramatneusiedl-Marienthal« gegründet. Dieser wird
1932 Basisorganisation der
lokalen Organisation der »Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei« (NSDAP).
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1913
1913 wird der »Verschönerungsverein in Gramatneusiedl« gegründet.
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1913
1913 gehen von den etwa 2.700 Katholiken Gramatneusiedls (einschließlich der Siedlung Neu-Reisenberg) an einem hohen kirchlichen Festtag rund 320 zur Kommunion, wie im »Denkbuch der Pfarre Moosbrunn« (Band 2, Seite 78) festgestellt wird.
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1913
1913 lässt die
Textilfabrik Marienthal das
Blaufarbeabfalldepot, den Verteiler- und Druckmaschinenraum beim Druckerei-Kesselhaus und den Merzerisationsraum errichten.
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1914
1914 erscheint die »Geschichte der österreichischen Industrie und ihrer Förderung unter Kaiser Franz I.« von Johann Slokar, welche wichtige Angaben zur
Textilfabrik Marienthal enthält. (Lesen und
herunterladen)
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1914
In den Jahren 1905 bis 1914 wird die »Landwirtschaftliche Genossenschaft Gramatneusiedl« zu einem wichtigen Unternehmen des Ortes: die Dampfantriebskraftanlage wird auf motorischen Antrieb
umgestellt, die Gerstenputzerei (nunmehr Putzerei für alle Sorten von Getreide) erneuert, eine
Schrotmühle
(Schroterei) aufgestellt und elektrisches Licht eingeleitet.
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1914
Am 28. Juli 1914 verliest in Gramatneusiedl der Lehrer Ferdinand Wilhelm Liebhart (?–1925) das Manifest
»An meine Völker!« von Kaiser Franz Joseph I. von Habsburg-Lothringen (1830–1916): Der Erste Weltkrieg wird begonnen. Am 31. Juli 1914 erfolgt unter dem Jubel des überwiegenden Teils der Dorfbevölkerung die allgemeine Mobilmachung.
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1914
1914 lässt die
Textilfabrik Marienthal das
Brückenwaagehäuschen errichten. Außerdem lässt sie irgendwann zwischen 1910 und 1914 den Tennisplatz im
Park
Herrengarten
anlegen.
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Reinhard Müller
Graz, im Juni 2009
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