Große Chronik von Gramatneusiedl, Marienthal und Neu-Reisenberg
1980 bis 1989
1980
Die Kommassierung der Felder (Grundstückzusammenlegung) im Gemeindegebiet von Gramatneusiedl wird 1980 abgeschlossen.
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1980
Im März 1980 wird – wie schon erstmals 1916
– die Sommerzeit in Österreich eingeführt.
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1980
1980 erwirbt die Gemeinde Gramatneusiedl ein Grundstück und richtet hier ihren ersten
Bauhof, Oberortsstraße 8, ein, der bis 1996 in Betrieb ist.
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1980
1980 lässt »Raiffeisen-Lagerhaus Wiener Becken, Filiale Gramatneusiedl« das »Autohaus (Audi-VW) Gramatneusiedl«, Hauptstraße 59, errichten.
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1980
Die Alkoholausschank des 1918 von
Heinrich Treer (1882–1961) errichteten Kaufhauses (Spezerei und Kolonialwaren) mit Fleischhauerei und Selcherei (alles 1988 geschlossen) sowie einer Alkoholausschank,
Reisenberg 118 (heute Mitterndorferstraße 2), wird um 1980 geschlossen. Der »Treer« wird in der Marienthal-Studie zwei Mal genannt. (Siehe »Zum Treer gegangen«)
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1980
Bei den Wahlen zum Gemeinderat vom 23. März 1980 verliert die »Kommunistische Partei Österreichs« (KPÖ) in Gramatneusiedl ihr letztes Gemeinderatsmandat.
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1980
Im Rahmen des im August 1979 gestarteten Projekts »Marienthal
1930–1980. Rückblick und
sozialpsychologische Bestandaufnahme in einer ländlichen Industriegemeinde« (lesen und herunterladen) von Michael Freund (geb. 1949), János Marton (geb. 1949) und
Birgit Flos (geb. 1944) wird eine erste, zweistündige Videodokumentation »Marienthal« (¾ Zoll U–matic,
Farbe) der Mediengruppe »Sync« (Birgit Flos, Michael Freund, János Marton,
Elizabeth Sacre) am 3. Juni 1980 in der Hauptschule Gramatneusiedl und zwei Wochen später im Gasthaus Forche,
Hauptstraße 70, dem ehemaligen Fabrikgasthaus, in Marienthal gezeigt. Auf Einladung des Projektteams kommt zur zweiten
Filmvorführung auch die Hauptautorin der Marienthal-Studie, die Sozialpsychologin und Soziologin Marie Jahoda (1907–2001), nach Marienthal, das erste und einzige Mal seit ihrer Vertreibung aus Österreich 1937; dabei stellt sie sich den knapp 20 anwesenden Bewohnern Gramatneusiedls einer
Diskussion. Aus der Videodokumentation entsteht 1982 der Film »Marienthal
1930–1980. Portrait einer niederösterreichischen Industriesiedlung«.
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1980
Gemäß dem Beschluss aus dem Vorjahr findet am 5. Juni 1980 die erste Fronleichnamsprozession auf der neuen Wegstrecke statt: von
der
Landwirtschaftlichen Maschinen-Werkstätte in
Marienthal zur
Kirche Sankt Peter und Paul.
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1980
Anlässlich des 25. Jahrestags zum Österreichischen Staatsvertrag vom
15. Mai 1955 wird am Staatsfeiertag, dem 26. Oktober 1980, in Gramatneusiedl das Denkmal für den Staatsvertrag 1955 vor der
Volks- und
Hauptschule Gramatneusiedl enthüllt: »Staatsvertrag / 1955 /
Österreich / ist frei / J[ulius] Raab / A[dolf] Schärf / L[eopold] Figl / B[runo] Kreisky // UdSSR / [Vjačeslav Mihajlovič] Molotov // Gross- / britannien / [Harold] MacMillan // Frankreich / [Antoine] Pinay // USA / [John Foster] Dulles«.
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1980
Am 29. November 1980 gibt der »Männer-Gesang-Verein
›Geselligkeit‹ Mariental-Gramatneusiedl« –
nunmehr
unter dem
Namen »Gesangsverein ›Geselligkeit‹ Mariental-Gramatneusiedl« –
ein Konzert, bei dem erstmals auch Frauen im Chor dabei sind. Die Änderung der Statuten und des Namens erfolgt allerdings erst
1982. (Siehe
Dokument)
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1980
Im November 1980 führt ein plötzlicher und massiver Wintereinbruch in Gramatneusiedl zu schweren Schneeverwehungen und Glatteis.
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1981
Zwischen dem 1. und 6. Januar 1981 gibt es in Gramatneusiedl neuerlich ungewöhnlich heftige Schneefälle.
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1981
Am 1. April 1981 werden für die
Kirche Sankt Peter und Paul neue Kirchenbänke von Johann Montag, Gramatneusiedl, geliefert, bald darauf der Ambo
(Lesepult). Außerdem wird für den Erhalt und die Renovierung des Pfarrheims 1981 der »Verein ›Pfarrheim‹« gegründet. Die Katholiken des Ortes befürchten nämlich, dass wegen des geplanten neuen Gemeindezentrums Gramatneusiedl das desolate Pfarrheim an Bedeutung verlieren würde.
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1981
Am 13. Mai 1981 verübt der türkische Staatsbürger
Mehmet
Ali
Ağca
(geb. 1958) ein Attentat auf Papst Johannes Paul II. (d. i. Karol Józef
Wojtyła; 1920–2005). Dies führt dazu, dass sich viele Bewohner Gramatneusiedls »zu türkischen
Gastarbeitern recht gereizt« verhalten (Margarete Jandl in [Georg Grausam & Margarete Jandl: Chronik von Gramatneusiedl. Gramatneusiedl 1977 / 1994], S. [63a]).
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1981
Das Hochwasser vom 20. Juli 1981 führt auch in Gramatneusiedl zu Überschwemmungen.
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1981
Am 1. Oktober 1981 wird die Wahlordnung zum Niederösterreichischen Landtag novelliert, wobei das aktive Wahlalter auf 19, das passive auf 21 Jahre herabgesetzt wird.
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1981
Am 26. Oktober 1981 startet »Radio Niederösterreich«.
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1981
Aufgrund des Beschlusses der Niederösterreichischen Landesregierung vom 1. Dezember 1981 wird der Gemeinde Gramatneusiedl am 17. Februar 1982 ein Wappen verliehen.
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1981
Im Dezember 1981 endet das im August 1979
gestartete Projekt »Marienthal
1930–1980. Rückblick und sozialpsychologische Bestandaufnahme in einer ländlichen Industriegemeinde« (lesen
und herunterladen) von Michael Freund (geb. 1949), János Marton (geb. 1949) und Birgit Flos (geb. 1944). Im Zuge dieses Projekts gibt es eine Radiosendung, welche in der Sendereihe »Memo« unter dem Titel »Marienthal – eine Ortschaft erinnert sich« am 28. April
1981 im Österreichischen Rundfunk (Ö1) ausgestrahlt wird. Außerdem wird eine Ton-Dia-Schau mit 160 Dias über Marienthal gestaltet, welche im Rahmen der Ausstellung »Mit uns zieht die neue Zeit« vom Januar bis Oktober 1981 in der
ehemaligen Straßenbahnremise Wien 12., Koppreitergasse, gezeigt wird.
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1981
Mit 31. Dezember 1981 kündigt die »Para-Chemie« in Marienthal ihren Pachtvertrag mit der
Kirche Sankt Peter und Paul, welche den Saal im Gasthaus Forche, Hauptstraße 70, dem ehemaligen Fabrikgasthaus, der Fabrik als Speisesaal für ihre Belegschaft zur Miete überlassen hatte.
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1982
Der Gemeinde Gramatneusiedl wird aufgrund des Beschlusses der Niederösterreichischen Landesregierung vom 1. Dezember 1981 am 17. Februar 1982 ein Wappen verliehen: Das Weberschiffchen erinnert an die
Textilfabrik Marienthal, die gekreuzten Sensen symbolisieren die bäuerliche Tradition
Gramatneusiedls.
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1982
1982 wird die
Papierfabrik Schlöglmühl in Schmidsdorf
(Gemeinde Payerbach, Niederösterreich) geschlossen. 1987 wird
in dieser und um diese Fabrik sowie in Gramatneusiedl
der Film
»Einstweilen
wird es Mittag…« gedreht werden.
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1982
Die
Religionsgemeinschaft »Jehovas Zeugen« richten in Gramatneusiedl,
Hauptstraße 11, einen Königreichssaal ein.
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1982
Im Rahmen des im August 1979 gestarteten und im Dezember 1981 beendeten Projekts »Marienthal
1930–1980. Rückblick und
sozialpsychologische Bestandaufnahme in einer ländlichen Industriegemeinde« (lesen und herunterladen) von Michael Freund (geb. 1949), János Marton (geb. 1949) und
Birgit Flos (geb. 1944) wurde 1980 eine erste, zweistündige
Videodokumentation »Marienthal« angefertigt. Aus dieser entsteht 1982 die 80–minütige Videofassung »Marienthal
1930–1980.
Portrait einer
niederösterreichischen Industriesiedlung« der Mediengruppe »Sync« (Birgit Flos, Michael Freund, János Marton, Elizabeth Sacre).
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1982
Der »Männer-Gesang-Verein ›Geselligkeit‹ Marienthal«, dem
bereits seit 1980 Frauen angehören, ändert nunmehr auch offiziell seine Statuten und nennt sich seither »Gesangsverein ›Geselligkeit‹ Mariental-Gramatneusiedl«.
Er ist der älteste heute noch bestehende Verein Marienthals.
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1982
An den fünf Ortseinfahrten von Gramatneusiedl werden im September 1982 Tafeln mit den Gottesdienstzeiten der römisch-katholischen Kirche aufgestellt.
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1982
Im Oktober 1982 wird eine Ansichtskarte vom Inneren der
Kirche Sankt Peter und Paul gedruckt; das Foto stammt vom Lehrer Karl Novotny.
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1982
Der Schriftsteller
Hans Weigel (1908–1991) veröffentlicht am 10. Dezember 1982 in der Tageszeitung »Kurier. Niederösterreich. Unabhängige Tageszeitung für Österreich« (Wien) seinen Artikel »Gramatneusiedl (eine Laudatio)«, in welchem er den
Nebensinn des Ortsnamens ins Positive kehrt.
(Lesen
& herunterladen)
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1982
Am 24. Dezember 1982 wird das Regionalstudio Niederösterreich des Österreichischen Rundfunks (ORF) eröffnet.
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1983
Die drei großen Fenster der Taufkapelle der
Kirche Sankt Peter und Paul werden auf Veranlassung des Architekten
Erwin Plevan (1925–2005) mit Opalglas verglast.
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1983
Die Gemeinde Gramatneusiedl kauft die ehemalige Bäckerei Georg Gilan
(1912–1978), Hauptplatz 7, und lässt hier nach einem entsprechenden Um-
und Neubau das neue Gerätehaus der
Freiwilligen Feuerwehr Gramatneusiedl errichten, welches im Oktober 1986 eröffnet wird:
Zentrale und Depot der Freiwilligen Feuerwehr Gramatneusiedl.
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1983
1983 lässt »Raiffeisen-Lagerhaus Wiener Becken, Filiale Gramatneusiedl« eine Düngermischanlage beim
Bahnhof Gramatneusiedl errichten.
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1983
Am Nationalfeiertag, dem 26. Oktober 1983, feiern fünf Bauernfamilien aus Gramatneusiedl eine Dankmesse in der
Kirche Sankt Peter und Paul, dass ihre Familien vor dreihundert Jahren den Überfall der Türken auf den Ort überlebt haben: Es sind dies die Familien Biberhofer,
Fischer, Griesmüller, Renner und Zimmermann. Zugleich stiften diese Familien der Kirche drei dreiarmige Leuchter aus Messing.
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1983
In Erinnerung an den ersten Pfarrer von Gramatneusiedl, Georg Grausam (1911–1977), wird am 1. November 1983 eine an der Außenwand der
Kirche Sankt Peter und Paul, in der Nische des ehemaligen Kircheneingangs, angebrachte
Gedenktafel enthüllt und eingeweiht. Neben einem Brustbild Grausams trägt sie die Inschrift: »K[onsistorial] R[at]
Pfarrer / Georg Grausam / wirkte von 1937 – 1977 / in dieser Pfarre. /
›Allen bin ich alles geworden, um auf / jede Weise einige zu retten‹ (1 Kor[inther]) / Die dankbare Pfarrgemeinde.«.
Tatsächlich ist Georg Grausam erst seit 1938 in Gramatneusiedl gewesen.
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1984
Im Februar 1984 wird grundsätzlich beschlossen, den 1970 geschlossenen
Kindergarten Gramatneusiedl und die ehemalige Kinderbewahranstalt abzureißen und an deren Stelle ein neues Pfarrheim zu errichten. Am 24. und 25. März 1984 findet der erste Flohmarkt der Pfarre Sankt Peter und Paul statt, um das
alte Pfarrheim zu renovieren, damit es bis zur Errichtung eines neuen weiterhin nutzbar bleibe. Es werden etwa 23.000 Schilling eingenommen. Ein zweiter Flohmarkt am 20. und 21. Oktober 1984 erbringt rund 11.000 Schilling. Am 1. November 1984 wird auch der 1. Pfarrheurige im Pfarrheim durchgeführt, der
über 4.000 Schilling Reinertrag einbringt. Im April 1985 zeitigt der dritte Flohmarkt 14.000 Schilling Einnahmen.
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1984
Am 2. Mai 1984 wird der Vertrag über den Verkehrsverbund Ost-Region zwischen der Republik Österreich und den Bundesländern Niederösterreich, Wien und Burgenland unterzeichnet. In diesen Verkehrsverbund, der am 3. Juni 1984 startet, ist nunmehr auch der
Bahnhof Gramatneusiedl integriert. Außerdem führt das Land Niederösterreich eine Pendlerhilfe ein.
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1984
Im Juni 1984 wird in den Räumen der ehemaligen Schwesternwohnung (alte Schule), Oberortsstraße 3, welche seit 1977 von der Gemeinde
Gramatneusiedl als Mutterberatungsstelle genutzt wurde, ein Heimzimmer für die Jugendgruppe unter Leitung von Doris Fischer, später verheiratete Auer (geb. 1961), eingerichtet. Diese Gruppe schließt
sich der »Katholischen Jugend – Katholische Jugend Land« an.
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1984
Am 27. November 1984 beginnen die Demonstrationen gegen das geplante Kraftwerk
Hainburg (an der
Donau,
Niederösterreich), welche am 8. Dezember 1984 zur Besetzung der Stopfenreuther Au
(heute
zu Engelhartstetten, Niederösterreich) führen. Bei der gewaltsamen Räumung am 19. Dezember 1984 gibt es 19 Verletzte.
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1984
Im Dezember 1984 bringt die Firma Johann Montag, Gramatneusiedl, beim Chorübergang der Taufkapelle der
Kirche Sankt Peter und Paul ein Holzgitter an und versieht die Betonwand vom Kirchenumbau
1949 mit einer Holzkassettendecke.
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1985
1985 reicht die in einem Nachbarort Gramatneusiedls aufgewachsene Historikerin Martha Felser, später verheiratete Kelc-Felser (geb. 1960), ihre
maschinenschriftliche Diplomarbeit am Institut für Österreichische Geschichtsforschung, Wien, bei dem bekannten niederösterreichischen Landeshistoriker Karl Gutkas (1926–1997) ein. Felsers »Geschichte von Gramatneusiedl« ist die erste umfassende historische Studie über den Ort, allerdings stark auf
das Bauerndorf hin orientiert. (Lesen und herunterladen; siehe
auch »Zur Geschichtsschreibung über Gramatneusiedl«)
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1985
Mit 1. Januar 1985 tritt das niederösterreichische Umweltschutzgesetz vom 8. November 1984 in Kraft.
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1985
1985 beginnt das Land Niederösterreich mit der so genannten Dorferneuerung.
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1985
Im Februar 1985 wird die Chorbrüstung der
Kirche Sankt Peter und Paul durch die Firma Johann Montag, Gramatneusiedl, mit Holz verkleidet.
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1985
1985 wird das 1887 errichtete und mittlerweile von der Gemeinde Gramatneusiedl erworbene ehemalige Arbeiterwohnhaus Hinterbrühl, Hauptstraße 54, abgerissen.
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1985
1985 lässt »Raiffeisen-Lagerhaus Wiener Becken, Filiale Gramatneusiedl« den
Haus-, Garten- und Baumarkt Gramatneusiedl, Bahnstraße 64, beim
Bahnhof Gramatneusiedl einrichten.
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1985
Im Juni 1985 wird der alte Pfarrsaal durch die Firma
Rudolf Wolf, Mannersdorf am Leithagebirge (Niederösterreich), ausgemalt. Die »Katholische
Jugend – Katholische Jugend Land« streicht Türen und Fenster und verlegt einen Boden aus Lärchenholz.
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1985
1985 wird
der »Gemeindeabwasserverband Fischatal« (GAV Fischatal) gegründet, dem sich auch die Gemeinde Gramatneusiedl anschließt. Dieser wird 1989 die neue Kläranlage Gramatneusiedl eröffnen.
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1985
Am 18. September 1985 setzt die Glaserfirma Ignaz
Dürr (?–1986), Wien 5., die letzten bunten Glasfenster in der Taufkapelle der
Kirche Sankt Peter und Paul ein.
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1985
Am 30. September 1985 äußert der damalige Salzburger Stadtrat der Bürgerliste
Johannes Voggenhuber (geb. 1950), dass die Diskussion um den Verkehr in der Landeshauptstadt Salzburg »auf das Niveau von Gramatneusiedl« gesenkt werde. Der heftigen Empörung
vieler Bewohner Gramatneusiedls über diese in den »Salzburger Nachrichten« (Salzburg) veröffentlichten Rede trägt auch Bürgermeister Klaus Soukup (geb. 1936) Rechnung, der eine Entschuldigung fordert. Voggenhuber entschuldigt sich in einem Schreiben an den Bürgermeister und meint: »Den Namen Ihrer Gemeinde
verwendet man bei uns ironisch, aber nicht bösartig.«
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1985
Im Oktober 1985 wird das Kreuz an der Oberortsstraße
(»Griesmüller-Kreuz«) restauriert, wobei Franz Pachta (1922–1990), Gramatneusiedl, den verrosteten Corpus Christi neu malt.
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1985
Am 1. November 1985 verkauft die
Pfarre Sankt Peter und Paul das 1965 von
Emilie Bürgermeister, geborene Matousek (1896–1965), ererbte und zuletzt als Gasthaus Forche betriebene ehemalige Fabrikgasthaus samt dazugehörigen Grundstücken an den Gastwirt Paul Humann
(geb. 1943), Gramatneusiedl, um 1,475.000 Schilling. Das Geld wird für die Errichtung eines neuen Pfarrheims deponiert.
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1985
1985 wird im Pfarrheim mit Mütterrunden zur Beratung von Müttern mit Kleinkindern begonnen.
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1986
Am 3. Januar 1986 stirbt in Gramatneusiedl der international bekannte Kontrabassist und Komponist Hans Fryba (1899–1986), der im April 1899 im Arbeiterwohnhaus Neugebäude,
Reisenberg 114 (heute An der Fischa 1), geboren wurde und der im September 1969 nach Marienthal zurückgekehrt war, wo er bis zu seinem
Tod im ehemaligen Handwerkerwohnhaus Stahl-Haus,
Dr. Löw-Gasse 8, Stiege 1, wohnte. Fryba wird im Urnenhain (Urne 21) am
Friedhof Gramatneusiedl beigesetzt.
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1986
Am 2. März 1986 findet in Niederösterreich die Volksbefragung zur Landeshauptstadt statt,
weil diese sich noch immer in Wien befindet: 56 Prozent sprechen sich für eine eigene Landeshauptstadt aus, wobei Sankt Pölten mit 44,6 Prozent die meisten Stimmen als neue Landeshauptstadt erhält. Am
10. Juli 1986 wird Sankt Pölten zur neuen Landeshauptstadt von Niederösterreich erhoben.
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1986
Am 15. März 1986 bricht ein Großbrand auf dem Gelände der »Para-Chemie« aus. Beim Einfüllen in den Abmischbehälter gerät Methylmethacrylat in Brand. 23 Feuerwehren mit 247 Mann und 50 Löschfahrzeuge sind am Löscheinsatz beteiligt. Die Anlage
brennt nieder, und der Schaden beläuft sich auf etwa 100 Millionen Schilling.
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1986
Am 26. April 1986 kommt es zum Super-GAU (größten anzunehmenden Unfall) im Atomkraftwerk von
Černobyl' / Чернобыль
(Sowjetunion; heute
Čornobil' /
Чорнобиль, Ukraine), welches sich eigentlich in der Nachbarstadt
Pripjat' / Припять (Sowjetunion; heute Prip'jat' / Прип'ять, Ukraine) befindet.
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1986
Im Mai 1986 wird auf Initiative von Leopoldine Treer
(1924–1994) die 1954 errichtete
Steinsäule mit der Mater Amabilis (Liebenswerte Mutter Gottes) an der
Fischabrücke renoviert. Die Kosten von 25.000 Schilling werden durch private Spenden und durch die Gemeinde
Reisenberg
(Niederösterreich) aufgebracht.
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1986
Am 4. und 5. August 1986 toben auch in Gramatneusiedl schwere Unwetter.
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1986
1986 wird die Hauptschule zur
Haupt- und Musikhauptschule Gramatneusiedl umgewandelt.
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1986
Am 25. Oktober 1986 werden auf dem 1983 von der Gemeinde Gramatneusiedl gekauften Areal der ehemaligen Bäckerei Georg Gilan
(1912–1978)
die neue Zentrale und das neue Gerätehaus der Freiwilligen
Feuerwehr Gramatneusiedl, Hauptplatz 7, eröffnet: Zentrale und Depot der Freiwilligen Feuerwehr Gramatneusiedl. Am selben Tag wird auch die vor dem Gebäude aufgestellte
Statue des Schutzpatrons, hl. Florian
(d. i. Florianus; ?–304), des Bildhauers und Grafikers
Karl Martin Sukopp
(geb. 1928) enthüllt, signiert »K M Sukopp / 1986«.
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1987
Am 1. Januar 1987 wird das von der Pfarre Gramatneusiedl am 9. Januar 1980 von Maria Burger ererbte Haus in Moosbrunn
(Niederösterreich), Hauptstraße 2, um 500.000 Schilling verkauft. Das Geld soll für die Errichtung eines neuen Pfarrheims
verwendet werden.
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1987
Am 21. März 1987 findet eine Pfarrvisitation der Pfarre Sankt Peter und Paul
durch Weihbischof Florian Kuntner (1933–1994) statt.
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1987
1987 beginnt unter Leitung des ortsansässigen Architekten Josef Hums (geb.
1941) die von ihm bereits im Juni 1979 konzipierte
Revitalisierung der seither
so genannten
Arbeitersiedlung Marienthal.
Alle Renovierungs- und Umbauarbeiten werden dabei in sozial
verträglicher Weise durchgeführt, sind selbst eine Art soziales Projekt.
Die meist betagten Bewohner können während der Revitalisierungsarbeiten in den Häusern wohnen bleiben, müssen diese höchstens tags verlassen, und einer durch die Bauarbeiten nervlich schwer belasteten Frau zahlt die Gemeinde Gramatneusiedl sogar einen einwöchigen Aufenthalt in einem Heim. Als erstes Haus wird noch 1987 das
ehemalige
Arbeiterwohnhaus
Hauptstraße 52 (erbaut 1882, erworben 1977) fertig gestellt. Erst 2002 wird das gesamte Revitalisierungsprojekt abgeschlossen.
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1987
Die österreichische Regisseurin und Drehbuchautorin
Karin Brandauer (1945–1992)
verfilmt im Mai und Juni 1987 die Marienthal-Studie in Gramatneusiedl und – da die Textilfabrik Marienthal ja
1945 fast vollständig zerstört worden war – bei der 1982 stillgelegten Papierfabrik Schlöglmühl in Schmidsdorf
(Gemeinde Payerbach, Niederösterreich). Sämtliche Innenaufnahmen werden im ehemaligen Fabrikgasthaus,
Hauptstraße 70, kurz vor dessen Renovierung durch den Gastwirt Paul Humann (geb. 1943) gedreht.
(Siehe
Dokument) Als Statisten wirken viele Menschen aus Gramatneusiedl und Umgebung mit.
Der Film
»Einstweilen
wird es Mittag…«, Drehbuch Heide
Kouba (geb. 1941) und Karin Brandauer, wird am 1. Mai 1988 im Österreichischen Rundfunk (ORF) erstmals
ausgestrahlt.
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1987
1987 eröffnet »Raiffeisen-Lagerhaus Wiener Becken, Filiale Gramatneusiedl« eine erste Mehrzweckhalle in Gramatneusiedl.
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1987
1987 beginnt die Wohnbaugenossenschaft »Gebös« (Gemeinnützige Baugenossenschaft österreichischer Siedler und Mieter) in Gramatneusiedl mit der Erschließung des Siedlungsgebietes im Raum Lagerhausgasse, und der »Gebös«-Siedlungsbau Kaiseraugasse 6 wird
eröffnet.
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1987
Am 13. Juni 1987 wird durch Johann Buszek die 1832 errichtete, nunmehr neu renovierte Dreifaltigkeitssäule an der Wiener Straße geweiht. Die Kosten dieser von der Gemeinde Gramatneusiedl initiierten Renovierung, welche durch den Bildhauer und Grafiker
Karl Martin Sukopp (geb. 1928) erfolgt, werden von der Gemeinde Gramatneusiedl übernommen.
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1987
Am 20. Juni
1987 wird von Johann Buszek die von der Jagdgesellschaft Gramatneusiedl
auf eigene Kosten in den so genannten Krautfeldern Richtung Mitterndorf
an der Fischa (Niederösterreich) errichtete Hubertuskapelle eingeweiht. Das
Bild in der Kapelle stammt von
Karl Martin Sukopp (geb. 1928); nach einer Brandlegung im Juli
2001 muss die Kapelle grundlegend renoviert werden, wobei das alte Bild von Karl Martin Sukopp
neu gemalt werden muss, diesmal von seinem Sohn Paul Sukopp
(geb. 1960).
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1987
Am 15. September 1987 wird die 1764 hinter dem Haus Oberortsstraße 2 aufgestellte,
am 3. April 1945 bei der Befreiung Gramatneusiedls zerschossene, nunmehr vom Bildhauer und Grafiker
Karl Martin Sukopp (geb. 1928) renovierte
Steinsäule mit der Mater Dolorosa (Schmerzhafte Muttergottes) auf ihrem neuen Standplatz beim Kriegerdenkmal an der Wiener Straße von Josef Steiner eingeweiht.
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1987
Im Pfarrheim werden eine neue WC-Anlage und eine Gasheizung installiert. Trotz aller in den letzten Jahren getätigten Renovierungen entschließt sich die
Pfarre Sankt Peter
und Paul zu einem Neubau: ein Pfarramt, das Pfarrkanzlei und Pfarrheim integrieren soll.
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1988
Am 3. März 1988 wird in Gramatneusiedl erstmals der
»Weltgebetstag der Frauen« (WGT), und zwar im Rahmen einer ökumenischen Feier, begangen. Die gesammelten 2.800 Schilling werden Frauen im Flüchtlingslager Traiskirchen (Niederösterreich) zur Verfügung gestellt.
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1988
Das 1918 von Heinrich Treer
(1882–1961) eröffnete Kaufhaus mit Fleischhauerei und Selcherei,
Reisenberg 118
(heute Mitterndorferstraße 2), wird 1988 geschlossen; die angeschlossene Alkoholausschank wurde bereits um 1980
zugesperrt.
Der »Treer« wird in der Marienthal-Studie zwei Mal genannt. (Siehe »Zum Treer gegangen«)
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1988
Am Ostersonntag, 26. März 1988, wird erstmals der neue Traghimmel
der
Kirche
Sankt Peter und Paul benutzt. Er wurde von der Restauratorin
Halina Spielvogel, Rekawinkel (zu Pressbaum, Niederösterreich), dem alten, 1944 von
Theresia Krische (1879–1969)
um 2.000 Reichsmark gestifteten nachgemacht. Die Kosten von 28.000 Schilling werden durch Spenden aufgebracht. Außerdem wird erstmals der renovierte große Osterleuchter benutzt; die dazugehörigen Altarmessingleuchter werden erst 1989 restauriert.
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1988
Am 25. April 1988 weiht Johann Buszek das neue, von der Gemeinde Gramatneusiedl bezahlte
Kreuz an der Feldgasse (»Schorn-Kreuz«), bei Zur Piesting 2; das alte wurde
kurz zuvor abgerissen. Das Holzkreuz wurde von der Firma Johann Montag, Gramatneusiedl, gemacht, der Corpus Christi durch den Bildhauer und Grafiker Karl Martin Sukopp (geb. 1928) neu gemalt.
Neben dem Kreuz werden auch Zierbäume gepflanzt. 2003 wird es erneuert und an den heutigen Standort verlegt.
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1988
Am 1. Mai 1988 wird im Österreichischen Rundfunk (ORF) der im Vorjahr gedrehte
Film
»Einstweilen
wird es Mittag…«,
eine Spielfilmdokumentation der Marienthal-Studie von
Karin Brandauer (1945–1992),
erstmals ausgestrahlt.
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1988
1988 wird das Selbstschutzzentrum der Freiwilligen Feuerwehr Gramatneusiedl, Hauptplatz 7, eröffnet.
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1988
Am 5. Juli 1988 wird in der
Kirche Sankt Peter und Paul das Orgelwerk ausgebaut und zur Tochterfirma von
Werner Walcker-Mayer (1923–2000) nach
Guntramsdorf (Niederösterreich) zur Renovierung gebracht. Die Kosten werden mit
504.000 Schilling veranschlagt.
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1988
Am 27. August 1988 wird eine polnische Familie in der alten Pfarrwohnung des Pfarrheims untergebracht. Da ihr der Status politischer Flüchtlinge nicht zuerkannt wird, wird sie von der Pfarrbevölkerung versorgt.
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1988
Auf Initiative der Gewerbetreibenden und in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Gramatneusiedl wird im Dezember 1988 die Straßenbeleuchtung Gramatneusiedls erstmals mit Adventschmuck (Lampensterne) versehen.
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1988
Am 18. Dezember 1988 werden die restaurierte Orgel und die Kreuzkapelle (bisher »Taufkapelle« genannt)
der
Kirche Sankt Peter und Paul durch Bischof Florian Kuntner (1933–1994) eingeweiht. Damit findet die
1979 begonnene Restaurierung der Kirche Sankt Peter und Paul ihren Abschluss.
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1988
Zu Weihnachten 1988 wird erstmals wieder das auf dem Orgelboden
der
Kirche Sankt Peter und Paul
gefundene Krippendorf aufgestellt. Auf der Innenwand des Rückendeckels ist ein Zettel eingeklebt: »Diese Krippe wurde von /
Franz Dvořak Marienthal N[ummer]o 154 [d. i. das
Angestelltenwohnhaus Mautnerhaus,
Dr. Löw-Gasse 1; Anm.
R. M.] & / Franz Malik
Marienthal No. 154 / im Jahre 1937 teilweise umgebaut / und renoviert. / Marienthal im November 1937«. Am Aufbau des Krippenberges sind noch die Namen »Resatz, Franz / Franz und Anna, Franz Resatz« und die Jahresangabe »19.12.1902« zu lesen.
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1989
In der
Kirche Sankt Peter und Paul werden 1989 die vierzehn Altarmessingleuchter renoviert. Der dazugehörige große Osterleuchter wurde bereits im
Vorjahr restauriert. Die Kosten übernehmen zwei Spenderinnen aus dem Ort. Im Raum zwischen Orgel und altem Dachboden
wird ein Chorzimmer für Gesangsproben eingerichtet, das auch als Archivraum für Noten genutzt wird.
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1989
Seit 1989 werden in Gramatneusiedl für die Erstkommunionkinder Kutten verwendet, wobei es den Eltern überlassen bleibt, diese für ihre Kinder zu benutzen.
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1989
Das 1926 erbaute und
1977 baupolizeilich gesperrte
Arbeiterheim Marienthal wird 1989 abgerissen. Um dieselbe Zeit dürfte auch das 1868 errichtete und 1941 grundlegend umgebaute
Gärtnerwohnhaus, Hauptstraße 62, geschleift worden sein. Außerdem erwirbt die Gemeinde
Gramatneusiedl für die
Arbeitersiedlung Marienthal
das ehemalige Arbeiterwohnhaus
Hauptstraße 49 (Johanneshof; erbaut 1869, revitalisiert 1997) und beendet die Revitalisierung der Häuser
Hauptstraße 45 (erbaut 1881,
erworben 1979),
Hauptstraße 56 (erbaut 1869, erworben 1977),
Hauptstraße 47 (Wiesenhof; erbaut 1869, erworben 1977) und
Hauptstraße 58 (Parkhof; erbaut 1869, erworben 1977).
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1989
Im September 1989 öffnet Ungarn die Grenze nach Österreich für Flüchtlinge der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), welche dann durch Niederösterreich in die Bundesrepublik Deutschland (BRD) reisen. Bereits am 27. Juni 1989 hatten der
österreichische und der ungarische Außenminister symbolisch ein Loch in den »Eisernen Vorhang« bei Klingenbach
/ Klimpuh (Burgenland) geschnitten.
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1989
Im Herbst 1989 wird das um- und teilweise neu gebaute Gemeindeamt Gramatneusiedl, Bahnstraße 2a, eröffnet.
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1989
1989 wird die neue Kläranlage Gramatneusiedl, Am Feilbach, des 1985 gegründeten »Gemeindeabwasserverbandes
Fischatal« (GAV Fischatal) in Betrieb genommen, welche die alte Kläranlage aus dem Jahr 1966 ersetzt.
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1989
Der 4. Dezember 1989 symbolisiert den endgültigen Fall des »Eisernen Vorhangs«: An diesem Tag wird die Grenze zwischen Österreich und der Tschechoslowakei geöffnet. Am 16. Dezember 1989 durchschneiden die Außenminister von Österreich und der
Tschechoslowakei symbolisch den Grenzzaun zwischen den beiden Staaten.
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©
Reinhard Müller
Graz, im Oktober 2009
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