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Dokumentarfilm
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Fliegende Pfarrer und Hollywood im Krieg

Zugegeben lassen sich in vielen Fällen einfache Gründe vermuten, die einen Regisseur veranlassen könnten, eher einen Dokumentarfilm als einen Spielfilm zu drehen.

Auffällig ist zum Beispiel, dass Dokumentarfilme meist zu den frühen Filmen der Regisseure gehören. Hier liegen rein äußerliche Gründe nahe; es ist billiger und weniger aufwendig, einen kleinen, guten Dokumentarfilm zu machen, als einen kleinen, guten Spielfilm, denn es sind die fiktiven Elemente, die Geld verschlingen: Drehbuch, Kostüme, Bauten, Schauspieler, Tricktechnik etc. (Dies ist wohl auch einer der Gründe, warum so viele Independent-Filme dokumentarischen Charakter haben; man denke nur an die frühen Filme von Jim Jarmusch. Durch den Verzicht auf einen kommerziellen Produzenten verringert sich der Etat, was direkte Auswirkungen auf den Gebrauch teurer fiktiver Elemente hat.)

Andererseits bietet der Dokumentarfilm eine ideale Möglichkeit, die Technik des Filmemachens zu erproben, ohne sich mit dem zusätzlichen Ballast, den eine Spielfilmhandlung bedeutet, zu beschweren. Stanley Kubricks ersten beiden Filme DAY OF THE FIGHT (1951 über einen Boxkampf) und FLYING PADRE (1952, über einen Priester, der im Flugzeug zu den Mitgliedern seiner Gemeinde fliegt) fallen in diese Kategorie. Kubrick hat sich bei diesen Filmen um alles selbst gekümmert: Szenario, Regie, Kamera, Ton und Schnitt.

Wenn man von der Rüstungsindustrie absieht, hat wohl das Kino am meisten vom Krieg profitiert, und sei es nur in Form von Kriegspropagandafilmen. Neben Regisseuren, die dafür ihr Genre nicht verlassen haben (wie Chaplin oder Hitchcock), gibt es einige bekannte Spielfilmregisseure, die plötzlich mit Kriegsdokumentationen überraschten. So zum Beispiel (ideologisch weniger überraschend) der Westernregisseur John Ford, oder (schon etwas erstaunlicher) der monumentale John Huston. Kurios auch der produktive Frank Capra mit Titeln wie PRELUDE TO WAR (1943) und THE NAZIS STRIKE (1943). Bekannt geworden ist er für Filme wie ARSEN UND SPITZENHÄUBCHEN und (gesellschaftskritische) Komödien.

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, aber man merkt bereits: diese Filme passen selten zum restlichen Werk der Regisseure, die auch meist nicht sehr stolz auf sie waren (Stanley Kubrick nannte seinen FLYING PADRE schlicht "silly"). Sicherlich wird der Dokumentarfilm von Spielfilmregisseuren eher lieblos behandelt, es gibt ihn beinahe nur als Auftragsarbeit oder (finanzielle) Verlegenheitslösung. Ein Regisseur, der nicht nur etwas, sondern auch sich darstellen möchte, wird als Medium wohl kaum den Dokumentarfilm wählen.



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