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Leserforum: Corpsgeschichte, Kösener Congress

Zu „Von der Aufklärung bis zur Burschenschaft“ in CORPS 4/2005, Seite 18 bis 20.

Hans Peter Hümmer Onoldiae versucht nachzuweisen, daß sein Corps das „Urcorps“ gewesen sei, die Matrix geliefert habe für alle anderen Corps. Außerdem seien die Corps vom Idealismus her geprägt; Fichte sei der „Urphilosoph“ der Ansbacher. Da die Ansbacher Vorbild aller anderen Corps gewesen seien, sei es nur logisch, daß die anderen Corps sich philosophisch ebenfalls auf Fichte und den Idealismus zurückführen lassen. Diesen Ansichten möchte ich widersprechen und zwar aus mehreren Gründen.

1.) Es gibt durchaus verschiedene Ansichten darüber, wer denn das älteste Corps sei. Statt Onoldia könnte man auch Guestphalia Halle oder Marchia Berlin als ältestes Corps verstehen. Darüber diskutiert Hümmer Onoldiae nicht. Er verweist darauf, daß nur Onoldia die Kriterien eines Corps schon immer erfüllt habe. Das ist ein typisches Klassifizierungsproblem wie zum Beispiel der Streit darüber, mit welchem Ereignis die Neuzeit beginnt.

Corps sind wie alle sozialen Gesellschaften ein aktiver Prozeß und verändern sich laufend. Sie entstanden in Analogie zu ihren Vorläufern, den Kränzchen, Orden und Landsmannschaften. Alle diese Gesellschaften ähneln irgendwie den Corps und unterscheiden sich doch von ihnen. Jedenfalls sind die Kriterien, von wann an es sich um ein Corps handelt, unscharf: Die Bezeichnung „Corps“ entstand ja erst später. Die Kränzchen von Frankfurt/Oder (1787) hatten Zirkel, Farben, Konstitution, Convente. Sie haben gefochten, verstanden sich nicht als Orden und nahmen durchaus Mitglieder anderer Gebiete auf. Im Gegensatz zu den Orden beschränkte sich die Mitgliedschaft aber auf die studentische Zeit. Sie verzichteten auf Geheimhaltung. Waren das nun bereits Corps? Diese Frage läßt sich unterschiedlich beantworten.

Es ist nun keineswegs so, wie Hümmer darstellen will, daß man Onoldia als das „Urcorps“, das „älteste“ Corps betrachten muß. Daß er als Angehöriger dieser Verbindung solches versucht, ist verständlich. Wenn man Onoldia als das „Urcorps“ feiert, so sei darauf hingewiesen, daß Onoldia im Wintersemester 1849/50 den Namen „Corps“ abgelegt hat und ein Kartellverhältnis mit der Burschenschaft Germania abschließen wollte (So Robert Paschke im Handbuch für Erlanger Bayern). Mit 7:3 Stimmen hat sich Onoldia am 15. Juli 1873 zum Waffencorps erklärt. Diese rekonstituierte sich mit Hilfe der drei Gegenstimmen; die anderen Ansbacher nannten sich dann Rhenania. Welches dieser Corps ist nun die „echte“ Onoldia? Auch darüber herrschte Streit.

2.) Ähnlich verhält es sich mit dem fichteschen Idealismus. Fichtes Idealismus verlangt die „aktive“ Tat für die gesamte Gemeinschaft, das heißt: den Staat oder die gesamte politische Gesellschaft. Dies ist die Haltung der Burschenschaft. Das Corps dagegen beschränkt sich (bewußt) auf die corpsstudentische Gemeinschaft. Deswegen können sich die Corps meiner Meinung nach zwar auf die Aufklärung berufen (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und die Freiheit des Denkens), nicht aber auf den Idealismus.

3.) Daneben ist zu fragen, ob das Alter eines Corps einen Wert an sich darstellt. Dies ist zu verneinen. Es mag ja für die Verbindung sprechen, wenn sie über eine lange Zeit bestanden hat. Früher, als das Alter der Verbindung bestimmte, an welcher Stelle sie bei den studentischen Umzügen vertreten war, bedeutete das Stiftungsdatum etwas. Heute dagegen wird an den Universitäten keine Couleur mehr getragen; die Corps sind abgetaucht. Mit dem zunehmenden Alter der Verbindungen werden auch die Altersunterschiede relativ. Ein 180 Jahre altes Corps ist kaum jünger als ein 200 Jahre altes.

Heute entscheidet die aktuelle Situation darüber, wie wichtig ein Corps ist. Also zum Beispiel, wie rege das Aktivleben sich zeigt. Das aber ist keine Frage des Alters. Über die Gründe, warum ein Aktivleben gut oder schlecht gerät, sollte in der Zeitschrift CORPS mehr diskutiert werden; wie können wir unsere Mitglieder besser motivieren; wie verhindert man Austritte etc.? Mir fehlen in dieser Zeitung praktische Handlungsanleitungen für die täglichen Fragen des Corpsbetriebs. Dies erscheint mir wichtiger als etwaige historische Fragen. Man könnte also zum Beispiel ein Diskussionsforum auftun. Ansonsten gefällt mir die Zeitschrift sehr gut. Sie bietet ein breites Spektrum an Meinungen und sollte in der bisherigen Form beibehalten werden.

Dr. Klaus Leschka Makariae, Bavariae Erlangen, Borussia-Poloniae, Borusso-Silesiae

 

Die vom CORPS-Magazin in Angriff genommene Beitragsreihe über die Geschichte des Corpsstudententums ist uneingeschränkt zu begrüßen. Indessen bedarf der Beitrag von Prof. Dr. Hümmer in der Ausgabe 4/2005 insoweit einer Korrektur, als nicht die Onoldia, sondern Guestphalia Halle, gestiftet am 7. September 1789, das älteste Corps ist. Dieses Stiftungsdatum wurde nach jahrelanger Auseinandersetzung zwischen 1926 und 1930 vom oKC anerkannt, nachdem schon im Jahre 1926 die zuständige Rückdatierungskommission unter Leitung des hoch angesehenen Corpshistorikers Prof. Fabricius – nach eingehender Prüfung – den Rückdatierungsbeschluß des SC zu Halle gebilligt hatte (zum damaligen Rückdatierungsverfahren vgl. Baxhenrich, Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, Band 50, Seite 503 f). Nach fast 80 Jahren sollte auch die Onoldia dieses Faktum hinnehmen oder alternativ sich nicht nur mit der Rückdatierung der Guestphalia Halle, sondern auch der zirka 80 anderen Kösener Corps auseinandersetzen, deren Rückdatierung nach den Kriterien von Prof. Dr. Hümmer erst recht keinen Bestand haben dürfte.

Dr. Bernhard Baxhenrich Guestphaliae Halle

 

Brief an den SC zu Potsdam, das in Vorortsachen präsidierende Corps Masovia (in Kopie auch an CORPS):

Als Vorort bereiten Sie den Kösener Congress 2006 vor und ich berichte Ihnen, daß beim Kösener Congress 2005 Aktive unseres Corps in unziemlicher Weise belästigt und körperlich bedroht worden sind. Wir haben kein Verständnis für spätpubertäre Entgleisungen und Kraftmeiereien und sind nicht bereit, Angriffe, nicht nur verbaler Art, gegen unsere Mitglieder hinzunehmen. Wir wissen zwar, daß sich in dieser unangenehmen Weise nur wenige Einzelpersonen einzelner Corps bemerkbar machen. Wir verlangen aber von den Verantwortlichen für die Congressdurchführung mit Nachdruck effiziente Maßnahmen, um auch unter Alkohol unerfreuliche Eskalationen zu verhindern (Bierpolizei, Saalordner). Sollte dies nicht gelingen, würden wir auch vor weitergehenden Schritten künftig nicht zurückschrecken.

Als Mitbegründer des Köseners legen wir größten Wert darauf, daß unsere altbewährten Ideale der Toleranz und gegenseitigen Achtung hochgehalten und gepflegt werden. Hierauf verpflichten wir unsere Mitglieder und wir wünschen, daß der Kösener auch bei allen anderen Mitgliedscorps auf die Bewahrung dieser Tugend hinwirkt. In diesem Sinne erwarten wir von Ihnen für die nächste Kösener-Congressveranstaltung wirksame Maßnahmen, um solche Eskalationen künftig zu unterbinden. In der Hoffnung, daß diesem Wunsch Rechnung getragen wird und wir wieder zu einem zivilisierten Umgang auf dem Kösener zurückkehren, wollen wir es zunächst bei diesem Appell belassen.

Mit freundlichen corpsstudentischen Grüßen

H.-W. Springorum Teutoniae Marburg, Altherrenschaftsvorsitzender

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