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Das Zeitalter der Aufklärung

Das Zeitalter der Aufklärung in Oberösterreich


Das 18. Jahrhundert stand im Zeichen der Aufklärung. Ihr Symbol war das Licht. Brannte es auch in Oberösterreich? Ja, auf Sparflamme.

Nachhaltige Veränderungten
Kaum eine kulturelle Strömung hat das neuzeitliche Europa so nachhaltig verändert wie die Aufklärung. Religionskritik und staatspolitisches Reformdenken, universale Menschheitsutopien und das Vertrauen in die Wissenschaft – das waren die dominanten geistigen Kräfte. Die Französische Revolution, das große Ereignis der Epoche, wäre ohne gedankliche Vorbereitung durch die Aufklärung undenkbar gewesen. Der Untertan wurde zum mündigen Bürger und leistete Widerstand gegen Adel und Kirche. Repräsentiert wird die europäische Aufklärung durch große Namen wie Voltaire und Rousseau, Kant und Lessing.

Sparflamme der Vernunft
In Oberösterreich leuchtete das Licht der aufgeklärten Vernunft auf bescheidenem Niveau. Damit spielten freilich die Oberösterreicher keine Sonderrolle im katholisch-habsburgischen Österreich, wo die Gegenreformation ganze Arbeit geleistet hatte und die Aufklärung als verdächtiges Werk norddeutscher Protestanten betrachtet wurde. Joseph II., der Sohn Maria Theresias, gilt zwar als Aufklärer auf dem österreichischen Kaiserthron. Das stimmt aber nur mit Einschränkungen. Die (vorübergehende) Lockerung der Pressezensur, die Gewährung der Religionsfreiheit und die Rechtsreform waren zweifellos vom Gedankengut der Aufklärung beeinflusst. Aber demokratischen Tendenzen, wie sie in der Französischen Revolution wirksam wurden, trat Joseph vehement entgegen.

Katholisch adaptierte Aufklärung
Die Zentren des Geisteslebens waren in Oberösterreich im 18. Jahrhundert nach wie vor die Klöster. Gebildete Mönche beschäftigten sich zwar mit der Aufklärung, lehnten aber deren religionskritische Akzente ab oder adaptierten sie in einer Weise, die mit den Grundsätzen der Kirche und des Untertanenstaats vereinbar war. Beispielhaft für eine katholisch domestizierte literarische Aufklärung, in der die barocke Tradition weiterwirkte, waren die im Dialekt geschriebenen bäuerlichen Schwänke und Singspiele des Lambacher Theologen Maurus Lindemayr. Es handelt sich meist um Besserungsstücke, die menschliche Schwächen kritisch betrachten und vom Vertrauen der Aufklärer in die Besserungsfähigkeit des Menschen durchdrungen sind, aber abgesehen davon nicht übermäßig viel Lichtvolles enthalten.

Jesuiten
1773 wurde der Jesuitenorden aufgelöst, der insbesondere in Linz das Bildungswesen und das Geistesleben maßgeblich mitbestimmt hatte. Unter den oberösterreichischen Jesuiten gab es etliche Anhänger einer gemäßigten Aufklärung, manche sympathisierten sogar mit dem josephinischen Staatskirchentum. Einer von ihnen war Wenzel Siegmund Heinze, der nach der Auflösung des Ordens vorerst in Linz blieb und im Geistesleben der Stadt in führender Rolle mitmischte. Jesuit war kurzfristig auch Aloys Blumauer, 1755 in Steyr geboren, Mitglied der Freimaurerloge Zur wahren Eintracht, als Lyriker („Freymaurergedichte“) und als Satiriker (Travestie der „Aeneis“) auch überregional anerkannt.

Mit Faust gegen die Finsternis
Amand Berghofer, 1745 in Grein geboren, wurde von Zeitgenossen als „österreichischer Rousseau“ bezeichnet, weil sein Verständnis von Aufklärung unverkennbar in der Tradition des freiheitsliebenden französischen Philosophen stand – und damit im Gegensatz zur josephinistischen Bürokratie: „Unerschrocken“, schrieb Berghofer in seinen „Verbotenen Schriften“ (1805), „erheb ich meine Stimme, und vereinige sie mit der Stimme aller aufgeklärten Wohldenkenden zur Aufdeckung der arglistig verschleyerten Obskurantenpolitik - zur gemeinsamen Gegenwehr gegen jede Art von Menschendruck und Geistestyrannei kraft des göttlichen Lichtes der Wahrheit, vor dem alle Werke der Finsterniß zu Schanden werden.“

Die Themen seiner „Verbotenen Schriften“ umfassen die bekannte Skala aufgeklärter Gesellschaftskritik: geistliche Despotie, Geheimpolizei, kirchliches und ziviles Eherecht, der Umgang der Kirche mit der Sexualität, der Krieg als schlechter Problemlöser. Interessant ist Berghofers Essay über die Faust-Figur. Ähnlich wie der junge Goethe sah Berghofer in Faust nicht mehr das abschreckende Beispiel des anmaßenden Menschen, der von Gott abfällt und daher vom Teufel geholt wird, sondern den Wegbereiter der Emanzipation des Menschen.

Theaterstreit
Zu den wichtigen Literaturkämpfen des 18. Jahrhunderts gehört der Theaterstreit, der in Deutschland von Größen wie dem Literaturprofessor Johann Christoph Gottsched und Gotthold Ephraim Lessing ausgetragen wurde. Gottsched nahm den formal strengen französischen Klassizismus zum Vorbild, Lessing hingegen William Shakespeare. In Österreich führte die Kontroverse zu einer verhängnisvollen Trennung: „hohe“ Staatskunst am Burgtheater, „niedere“ Volkskunst auf den Wiener Vorstadtbühnen.

Als lokaler Theaterreformer profilierte sich Benedikt Anton Cremeri, der 1776 mit einer Wanderbühne nach Linz gekommen war. Cremeri war Josephinist in Reinkultur. Er wollte die privaten Wanderbühnen wegen ihrer Niveaulosigkeit verbieten und das Theater ganz in die Hände des Staates legen. Cremeri schrieb selbst einige Bühnenstücke, die für die Ambivalenz der josephinischen Aufklärung typisch sind: einerseits Menschheitsideale der Aufklärung – andererseits unbedingte Staatsräson. In „Kriegserklärung gegen die Pforte“ (1789) zeigt er (Lessing lässt grüßen!), dass es edle Menschen unter Muslimen genauso gibt wie unter Christen. Im Stück „Der Bauernaufstand ob der Enns“ (1792) hingegen huldigt er dem monarchischen Herrschaftsprinzip. Graf Herberstorff, in Oberösterreich durch das Frankenburger Würfelspiel eher berüchtigt als berühmt, ist in Cremeris Stück eine positive Bühnenfigur und belehrt die aufständischen Bauern folgendermaßen: „Wer der Obrigkeit widerstrebt, der widerstrebt der Ordnung Gottes.“

Amand Berghofer bezeichnete Oberösterreich als einen „an Geist unfruchtbaren Landstrich“. Das ist sicher pointierte, folglich übertreibende Polemik. Richtig ist aber, dass die Aufklärung die Kultur des Landes nicht grundlegend verändert hat. Das gilt allerdings für ganz Österreich und wirkt bis heute nach.

Die Aufklärer in Oberösterreich

P. Placidus Fixlmillner (auch: Fixlmüller), P. Maurus Lindemayr, Joseph Valentin Eybel, Ignaz de Luca, Wenzel Siegmund Heinze, Benedikt Anton Cremeri, Amand Berghofer, Aloys Blumauer, Michael Denis

P. Placidus Fixlmüller
P. Placidus Fixlmüller, auch: Fixlmillner (1721–1791), Benediktiner in Kremsmünster, lehrte Kirchenrecht und Geschichte, Naturwissenschaftler, Leiter der Sternwarte

P. Maurus Lindemayr
P. Maurus Lindemayr (1723–1783), Benediktiner in Lambach, Theologe, Lyriker und Dramatiker, schrieb u. a. Schwänke und Singspiele im Dialekt

Joseph Valentin Eybel
Joseph Valentin Eybel (1741–1805), geboren in Wien, seit 1779 als Landrat in Linz, rege publizistische Tätigkeit im Sinne der gemäßigten Aufklärung

Ignaz de Luca
Ignaz de Luca (1741–1805), seit 1771 Professor für Kameralwissenschaften in Linz, 1780 wegen Konflikten mit der Obrigkeit nach Innsbruck versetzt, wissenschaftliche Leistungen in Lexikographie und Statistik

Wenzel Siegmund Heinze
Wenzel Siegmund Heinze (1737–1830), Jesuit, Lyriker, seit 1772 Verwaltungsbeamter in Linz, nach der Aufhebung des Jesuitenordens als Gymnasialprofessor für Dichtkunst und Rhetorik tätig, seit 1786 Pfarrer in Altenfelden

Benedikt Anton Cremeri
Benedikt Anton Cremeri (1752–1794 in Linz), geboren in Wien, zuerst Tänzer und Schauspieler, seit 1776 in Linz, Beamter der Zensurbehörde, josephinistischer Theaterreformer und Bühnenautor

Amand Berghofer
(Franz Xaver) Amand Berghofer (1745–1825), geboren in Grein, Schuldirektor in Steyr, dann Leiter der Prager Klosterbibliotheken, der „österreichische Rousseau“, Essayist

Aloys Blumauer
(Johann) Aloys Blumauer (1755–1797), geboren in Steyr, Lyriker und Satiriker, Freimaurer, vor allem wegen seiner Travestie von Vergils „Aeneis“ bekannt, Wirkungsort war vor allem Wien

Michael Denis
(Johann Nepomuk Cosmas) Michael Denis (1729–1800), geboren in Schärding, Jesuit, Naturwissenschaftler und Lyriker, deutsche Erstübersetzung des Erfolgsbuchs „Ossian“ (Sammlung von angeblichen Gesängen des mythischen gälischen Barden Ossian, Fälschung)

Oberösterreichische Nachrichten, 31. Mai 2008

   

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