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Luftfahrt in Oberösterreich

Höhenrausch – die Geschichte der Luftfahrt in Oberösterreich


Die ersten Ballonfahrten gab es 1783 in Frankreich. Schon ein Jahr später konnte man auch in Linz einen Ballon bestaunen. Vor dem Ersten Weltkrieg wurde auch Oberösterreich von der allgemeinen Flugbegeisterung erfasst. Doch erst in der Zeit nach dem Staatsvertrag wurde Oberösterreich wirklich ins Zeitalter des Luftverkehrs eingebunden.

Der Traum vom Fliegen
Die Luftfahrt erfüllte einen langen Traum der Menschheit. In ganz Europa brach nach den ersten Ballonvorführungen 1783 in Frankreich eine Balloneuphorie aus. Schon 1784 konnte man auch im Wiener Prater eine Ballonvorführung bestaunen. Und nur wenige Tage nach dem ersten Ballonstart in Wien, am 12. September 1784, ließ der ehemalige Jesuit und Physikprofessor Franz X. Racher beim Linzer Bergschlössl zwei mit Wasserstoff gefüllte Ballons von ca. zwei Schuh (63 cm) Durchmesser in die Luft steigen. Was dem staunenden Publikum vorgeführt wurde, waren ordinäre Luftballons, wie sie später für Firmlinge so populär wurden.
Franz X. Racher, der aus dem heute burgenländischen Halbthurn stammte, war 1765 als Jesuit nach Linz gekommen und wirkte nach der Auflösung des Jesuitenordens 1773 bis zu seinem Tode im Jahr 1800 als Professor für Physik am Linzer Lyzeum. Er war der Schöpfer des Museum Physicum in Linz, das zuerst in der Residenz des Jesuitenordens, dann im Schloss, zuletzt im Kremsmünsterer Haus untergebracht war.

Oberösterreichischer Flugpionier
Erst am 24. Oktober 1824 konnten die Linzer den Aufstieg eines bemannten Ballons erleben. Der aus Spital am Pyhrn gebürtige Luftschiffer Joseph Wimperger stieg in einer Montgolfiere vom Linzer Harrachfeld für fast eine Stunde lang in die Luft. In der Linzer Zeitung vom 4. November 1824 veröffentlichte er eine gereimte Dankadresse an das Linzer Publikum.

Dankadressen des oberösterreichischen Flugpioniers Joseph Wimberger, 4. November 1824

„Schön ist die Welt und wert der Freudenlieder, doch schöner ist es wo die Sonne glüht […]

„Schön ist die Welt und wert der Freudenlieder, doch schöner ist es wo die Sonne glüht […] Seid froh für jetzt und jene Ewigkeiten, seid glücklich im glücklichen Austria.“


Aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat man kaum Nachrichten über luftfahrerische Aktivitäten aus Oberösterreich. Auf einem im Linzer Nordico befindlichen Ölgemälde ist allerdings der Aufstieg des „Kriegs-Observationsballons“ des Ingenieurs C. A. Mayerhofer am 22. September 1867 festgehalten. Ein ringförmiger und ein kugelförmiger Ballon trugen gemeinsam die mit einer Seilwinde ausgestattete Beobachtergondel. Die Seilwinde ermöglichte es, die Gondel wie eine Aufzugskabine zu heben oder zu Boden zu lassen, ohne die Höhe des Ballons selbst zu verändern.

Oberösterreichischer Verein für Luftfahrt
In sportlicher Hinsicht nahm erst seit den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts die Attraktivität der Ballonfahrt zu. Zum Pionier der österreichischen Ballonluftfahrt wurde der Wiener Sportjournalist und Politiker Victor Silberer. Von 1882 bis 1887 unternahm Silberer mit seinem eigenen Ballon insgesamt 187 Fahrten. 1888 gründete er die Wiener Aeronautische Gesellschaft.
Zum Vorkämpfer der Luftfahrt in Oberösterreich wurde der fliegerisch begeisterte Erzherzog Josef Ferdinand, der als Militärkommandant in Linz residierte. 1909 wurde unter seiner Patronanz der Oberösterreichische Verein für Luftfahrt gegründet. Erzherzog Josef Ferdinand unternahm selbst zahlreiche Ballonfahrten und stellte seinen Ballon „Salzburg“ auch anderen Flugpionieren zur Verfügung, zum Beispiel dem Ballonführer Oberleutnant Wilhelm König für dessen Hochzeitreise, die ihn mit seiner Braut von Linz nach Hadersdorf am Kamp führte.

Am 26. Dezember 1911 kam es zu einem tödlichen Unfall: Der Adjutant des Erzherzogs Oberleutnant Wilhelm Werner kehrte von einer Fahrt, zu der er trotz des schlechten Wetters von Salzburg aus aufgebrochen war, nicht zurück. Erst am 15. Mai 1912 wurden der abgestürzte Ballon und der erfrorene Ballonführer im Höllengebirge gefunden.

Eine große Attraktion für die Linzer war 1909 die Vorführung des lenkbaren Luftschiffes „Estaric I“, das die Grazer Artistenfamilie Renner mit einem 25 PS-Puch-Motor als Antrieb gebaut hatte. Vor 5000 zahlenden Zuschauern wurde die Spitze des Turmes des Neuen Doms umkreist.

Zeitalter des Motorflugs
1909 war aber auch der Beginn des Motorflugzeitalters in Österreich durch Igo Etrich. 1910 gab es bereits den ersten Überlandflug in Österreich mit einer Etrich-Taube von Wiener Neustadt nach Wien. 1912 erhielt Wien in Aspern seinen ersten ausgebauten Flugplatz. Auch die Errichtung eines Linzer Flugfeldes wurde in Aussicht genommen.

Zwei Linzer, die beiden Inhaber eines Linzer Elektrogeschäftes und Mitglieder des Oberösterreichischen Vereins für Luftfahrt Josef und Ing. Rudolf Schiessl, erbauten den ersten ganz aus Metall gefertigten Eindecker statt der bis dahin üblichen mit Stoff bespannten Holzkonstruktionen. 1911 starteten sie damit auf dem Exerzierfeld, dem späteren LASK-Platz. Es gelang ihnen ein Flug über 200 Meter, bei dem eine Höhe von 10 Metern erreicht wurden. Mangels Geldgebern wurden diese zukunftsweisenden Versuche allerdings in Linz nicht fortgesetzt. Rudolf Schiessl wurde im Ersten Weltkrieg Leiter der Einfliegeabteilung in Wiener Neustadt.

Große Flugbegeisterung
Die Flugbegeisterung im Linz der Vorkriegszeit muss gewaltig gewesen sein. Denn am 23. November 1913 wurde auf Anregung von Erzherzog Josef Ferdinand auf dem Linzer Freinberg in der Nähe des Jägermayrhofs das Fliegerdenkmal enthüllt, das allen Flugpionieren gewidmet sein sollte: ein aus Untersberger Marmor gefertigter Monolith von acht Metern Höhe trug auf einer Halbkugel eine 1,8 Meter hohe Fliegerfigur. Das Denkmal wurde im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe zerstört und 1944 eingeschmolzen. 1952 wurde es wieder errichtet, jedoch an anderer Stelle und in anderer Gestaltung.

Der Erste Weltkrieg zeigte zwar erstmals die Möglichkeiten der Fliegerei, beendete aber die Flugambitionen in Österreich vorerst nahezu vollständig. Nachdem im Vertrag von St. Germain faktisch ein generelles Luftfahrverbot für Österreich erlassen wurde, war die bei Kriegsende recht beachtliche Luftfahrtindustrie des Landes ruiniert. Die Zivilluftfahrtsbeschränkungen wurden aber Ende 1922 aufgehoben.

Österreichische Luftverkehrs-AG
1923 ging die neugegründete Österreichische Luftverkehrs-AG (ÖLAG) an den Aufbau eines ständigen Luftverkehrsdienstes. Beflogen wurden zuerst die Strecken Wien-München und Wien-Budapest. In der Folge kamen Nürnberg, Graz, Klagenfurt und von 1925 bis 1930 auch das Salzkammergut dazu. Mitte der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts erreichte die ÖLAG hinter Lufthansa, KLM und Air France mit fast 10 % der Sitzplatzkapazität den vierten Platz im europäischen Luftverkehr. Zwischen 1923 und 1938 wurden von der ÖLAG insgesamt 7,5 Mio. Kilometer geflogen und dabei 120.000 Passagiere befördert, dazu Gepäck, Fracht und Post. Der Flughafen Aspern war zu einer wichtigen Drehscheibe des internationalen Luftverkehrs geworden. 1930 bezeichnete sich Aspern als „internationalster“ Flughafen der Welt. 1938 wurden in Aspern 71.881 Passagiere auf 8388 Flügen gezählt. Wien lag damit in der Spitzengruppe europäischer Flughäfen, weit vor Zürich.

Oberösterreichischer Flugzeugbauer
Oberösterreich hingegen kam im Flugbetrieb der Zwischenkriegszeit kaum vor, obwohl einer der wichtigsten österreichischen Flugzeugbauer der Zwischenkriegszeit, Erich Meindl, in Linz beheimatet war und auch in Linz begraben liegt. Das meiste, worüber die Zeitungen zur Luftfahrt zu berichten wussten, waren aber die zahlreichen Bruchlandungen und Abstürze auf oberösterreichischem Gebiet.
Am 19. September 1919 wurde zwar die Oberösterreichische Luft- und Motorboot Verkehrs Gesm.b.H gegründet, die beantragte, ihr das kleine Exerzierfeld als Flugplatz zu überlassen, bis ein regulärer Flugplatz in Linz eingerichtet sei. Bereits 1920 wurde der Flugbetrieb aber, der auch von den umliegenden Spitälern beeinsprucht worden war, wieder eingestellt. 1921 wurde die Erste oberösterreichische Fluggesellschaft m.b.H liquidiert.

Fluglinie Wien-Linz-Salzkammergut
Das Hauptziel der oberösterreichischen Luftfahrtspolitik war die Schaffung einer Fluglinie Wien-Linz-Salzkammergut. Am 1. August 1925 wurde der Betrieb mit Wasserflugzeugen von Wien nach Unterach und Gmunden und später auch nach St. Wolfgang aufgenommen. Am 1. August 1925 landete das erste Junkers Wasserflugzeug D 206 auf dem Attersee: „Nach wenigen Minuten“, berichtet die Schulchronik Attersee, „waren hunderte von Menschen bei der Landungsstelle und das Ausfragen der Piloten durch Neugierige nahm kein Ende.“
Die Weltwirtschaftskrise machte aber dem Flugbetrieb bald ein Ende.

Flughafen in Linz
In Linz kam der Flugbetrieb nicht recht voran. Die Stadt hatte keinen Flughafen. Erst 1934 wurde das Flugfeld in der Katzenau, wo sich heute das Hafengelände befindet, eröffnet. Die Benützung war allerdings durch hohe Schlote der benachbarten Schiffswerft und anderer Fabriken sehr beeinträchtigt. 1937 wurde Linz in das Linienflugnetz einbezogen. Täglich wurde von Linz nach Salzburg geflogen, wo ein Anschluss nach München möglich war.

1938 stand Linz wieder ohne Flugplatz da, die Katzenau fiel den Hafenanlagen zum Opfer. Zwar wurde von 1938 bis 1940 der Militärflughafen Hörsching errichtet. Aber Hörsching diente auch nach 1945 vorerst ausschließlich militärischen Belangen. Erst 1950 wurde der Flughafen auch für zivile Flüge zur Verfügung gestellt. 1950 erfolgten 13 Anflüge mit insgesamt 162 Passagieren. 1955 übergab schließlich die amerikanische Besatzungsmacht die Geschäfte an die neu gegründete Flughafen BetriebsGesmbH. 1955 gab es 70 Flüge mit 399 Gästen.
Ab 1972 wurde der Flughafen ausgebaut, 1985 mit einem Instrumentenlandesystem ausgerüstet und von 1998 bis 2003 wurde das Terminal adaptiert und vergrößert. 2008 gab es in Hörsching 15.674 Flugbewegungen und 803.000 Passagiere, davon 505.000 Linienpassagiere, der Rest Chartergäste, und etwas über 36.000 t Fracht.

Die Anfänge der Luftfahrt

Unbemannte, mit Kerzen bezeizte Heißluftballons gab es in China schon um 200 n. Chr. In Europa begann die Ballonfahrt mit den Heißluftballonfahrten der Brüder Joseph Michel und Jacques Étienne Montgolfier im Jahr 1783. Noch im selben Jahr konnte Jacques Alexandre César Charles zusammen mit den Brüdern Anne-Jean Robert und Marie-Noël Robert auch eine Fahrt mit einem mit Wasserstoffgas gefüllten Ballon durchführen.

Unbemannte, mit Kerzen bezeizte Heißluftballons gab es in China schon um 200 n. Chr. In Europa begann die Ballonfahrt mit den Heißluftballonfahrten der Brüder Joseph Michel und Jacques Étienne Montgolfier im Jahr 1783. Noch im selben Jahr konnte Jacques Alexandre César Charles zusammen mit den Brüdern Anne-Jean Robert und Marie-Noël Robert auch eine Fahrt mit einem mit Wasserstoffgas gefüllten Ballon durchführen.
Man unterschied daher zwischen Montgolfièren und Charlièren. Montgolfieren waren zwar viel billiger, konnten damals aber nur kurze Zeit in der Luft bleiben, weil ihnen rasch der Brennstoff ausging. Wasserstoffgas hingegen war damals nur sehr teuer zu produzieren. Ballonfahren blieb so ein teures Vergnügen ohne wirtschaftliche und vor allem auch ohne wesentliche militärische Bedeutung.


„Das Weib erträgt den Himmel nicht!“

Im Wien des Biedermeier waren Ballonvorführungen fast jedes Jahr zu bestaunen. In Linz waren sie eine Seltenheit.
1840 veröffentlichte Adalbert Stifter, damals noch in Wien, seine bereits 1834/35 entstandene Erzählung Der Condor. Es ist Oberösterreichs berühmteste literarische Auseinandersetzung mit dem „Höhenrausch“.

Im Wien des Biedermeier waren Ballonvorführungen fast jedes Jahr zu bestaunen. In Linz waren sie eine Seltenheit.
1840 veröffentlichte Adalbert Stifter, damals noch in Wien, seine bereits 1834/35 entstandene Erzählung Der Condor. Es ist Oberösterreichs berühmteste literarische Auseinandersetzung mit dem „Höhenrausch“.
Drei Personen unternehmen eine Ballonfahrt, Richard, ein „schöner junger Mann“, der alte Luftschiffer Coloman und Cornelia, in Stifters Worten „die schönste, großherzigste und leichtsinnigste Frau […] die an sich wenigstens ein Beispiel aufstellen wollte, dass auch ein Weib sich frei erklären könne von den willkürlichen Grenzen, die der harte Mann seit Jahrtausenden um sie gezogen hatte - frei, ohne doch an Tugend und Weiblichkeit etwas zu verlieren.“
Der Versuch der Emanzipation misslingt. Cornelia wird ohnmächtig und der Flug muss abgebrochen werden. Und dann folgen die vernichtenden Worte des alten Luftschiffers: „Ich habe es dir gesagt, Richard, das Weib erträgt den Himmel nicht.“

Adalbert Stifter war mit dieser nicht sehr frauenfreundlichen Einschätzung nicht nur tief im Männerdenken des 19. Jahrhunderts verwurzelt, sondern auch schlecht informiert. Denn der Frauenanteil in der Luftschifffahrt in der ersten Häfte des 19. Jahrhunderts war erstaunlich hoch. Unter den 471 namentlich erfassbaren Luftschiffern der Jahre 1783 bis 1838 waren immerhin 49 Frauen. 1820 hatte man im Wiener Prater die deutsche Luftschifferin Wilhelmine Reichard persönlich erleben können. Am 22. August 1826, wiederum im Wiener Prater, versetzte die Luftschifferin Elise Garner mit einem Fallschirmabsprung aus etwa 400 Metern Höhe die Zuschauer außer Atem. Dass Frauen in dieser frühen Phase der Luftfahrt eine so große Rolle spielten, lag am artistischen Charakter der Ballonvorführungen. Das Ballonfahren war zum Schaustellergewerbe geworden. Es erwies sich als eine wirtschaftlich anderweitig kaum einsetzbare Erfindung.



Literatur:

Heiter, Günther: Als die ersten Linzer in die Luft gingen. Der Beitrag oberösterreichischer Luftpioniere zur Entwicklung der Luftfahrt in der Donaumonarchie, in: Linz aktiv 69 (1978), S. 47-55.

Keimel, Reinhard: Ob.-Ing. Erich Meindl. Flugzeugbauer aus Österreich. Ein Beitrag zu 200 Jahre Luftfahrt in Österreich, in: Blätter für Technikgeschichte H. 44-45. 1982-1983 (Wien 1985), S. 7-169

Kutschera, Richard: Luftfahrt und Flugwesen in Linz. Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1962 (1963), S. 429-484 - Siehe Periodika - Historisches Jahrbuch der Stadt Linz

Schanovsky, Hugo: Die Luftreisen des Joseph Wibmperger zu Linz. Erinnerung an einen Linzer Ballonfahrer aus der Zeit des Biedermeier, in: Linz aktiv 74 (1980), S. 30-34.

Schreiber, Doris: Auffahrt. Marginalien zu einem Ballonbild im Linzer Stadtmuseum, in: Kunstjahrbuch der Stadt Linz. 1971 (1972), S. 36-47.


Autor: Roman Sandgruber

Oberösterreichische Nachrichten, 13. Mai 2009

   

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