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Rodungen in Oberösterreich

Die Zeit der großen Rodungen in Oberösterreich


Vor gut 1000 Jahren begann die Zeit der großen Rodungen. Zwischen 900 und 1300 n. Chr. entstand die oberösterreichische Kulturlandschaft in jener Form, wie wir sie bis heute kennen. Die großen Wälder verschwanden. Nie mehr seither war die Waldfläche in Oberösterreich so gering wie in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Fast alle Orte und Ortschaften des Landes waren zu dieser Zeit bereits vorhanden. Kaum eine Siedlung ist seither ganz neu gegründet worden.

Zeit der Expansion
Im Altsiedelland des oberösterreichischen Alpenvorlands und Voralpengebiets ist die Siedlungsentwicklung durch Kontinuität bis in römische und vorrömische Zeit und eine langsame Verdichtung der Landnutzung gekennzeichnet. Die Wälder waren weit und die Übergänge zu den wenigen Lichtungen unscharf, ausgefranst und beweglich. Man unterschied den ungepflegten Urwald (silva) und den gehegten Forst (forestum). Als im 10. Jahrhundert eine bis ins 13. oder 14. Jahrhundert andauernde Periode günstiger Klimaverhältnisse, politischer Konsolidierung und stärkeren demografischen Wachstums einsetzte, war dies nicht nur von einer Ausdehnung der Flächen durch Rodung, sondern auch von einem allmählichen Übergang von der extensiven Form der Feld-Gras-Wirtschaft und Zweifelderwirtschaft zur Dreifelderwirtschaft begleitet. Ohne diese Innovationen hätte für die bis ins 14. Jahrhundert sich ergebende Verdreifachung der Zahl der Einwohner die nötige Nahrung nicht in ausreichender Weise bereitgestellt werden können.

Das Zeugnis der Siedlungsform

Die dominierende Wirtschaftsform der Rodungszeit war die Dreifelderwirtschaft. Jedes Bauernhaus hatte drei Felder. Daher wurde die Dorfflur in drei Gewanne unterteilt, die jeweils durch die Zahl der Lehen in gleich breite Lüsse geteilt wurden. Der Boden wurde verteilt, durch Los, durch Werfen von Beilen oder durch Pfeilschüsse, durch eigene Ansiedlungsbeauftragte.
Die Erinnerung an den Vorgang der Rodung lebt in der Legende des heiligen Wolfgang, der in der Einöde zwischen Schafberg und Abersee ein Hackl warf, um den Platz zu erkunden, wo er roden und eine Kirche bauen könne.
Diese ursprünglich verlosten Feldstreifen wurden nach dem Prinzip der Dreifelderwirtschaft bebaut, im ersten Jahr Wintergetreide, im zweiten Sommergetreide, im dritten Brache, wobei Flurzwang bestand. Das heißt, jedes der drei Gewanne musste mit gleicher Frucht bebaut werden, damit gleiche Aussaat- und Erntetermine möglich wurden und keiner der Dorfgenossen den anderen wegen Fahrrechten beeinträchtigen konnte.

Die dominierende Wirtschaftsform der Rodungszeit war die Dreifelderwirtschaft. Jedes Bauernhaus hatte drei Felder. Daher wurde die Dorfflur in drei Gewanne unterteilt, die jeweils durch die Zahl der Lehen in gleich breite Lüsse geteilt wurden. Der Boden wurde verteilt, durch Los, durch Werfen von Beilen oder durch Pfeilschüsse, durch eigene Ansiedlungsbeauftragte.
Die Erinnerung an den Vorgang der Rodung lebt in der Legende des heiligen Wolfgang, der in der Einöde zwischen Schafberg und Abersee ein Hackl warf, um den Platz zu erkunden, wo er roden und eine Kirche bauen könne.
Diese ursprünglich verlosten Feldstreifen wurden nach dem Prinzip der Dreifelderwirtschaft bebaut, im ersten Jahr Wintergetreide, im zweiten Sommergetreide, im dritten Brache, wobei Flurzwang bestand. Das heißt, jedes der drei Gewanne musste mit gleicher Frucht bebaut werden, damit gleiche Aussaat- und Erntetermine möglich wurden und keiner der Dorfgenossen den anderen wegen Fahrrechten beeinträchtigen konnte.

Die Rodungssiedlungen waren meist systematisch angelegt, als Straßen- und Angerdörfer, in der späteren Phase als so genannte Waldhufendörfer. Während im Altsiedelland Einzelhöfe und ungeordnete Weiler und Haufendörfer dominieren, gibt es im Rodungsgebiet mehr oder weniger regelmäßig gestaltete Siedlungen. Für die Siedler sollte eine gerechte und rationelle Grundlage der Bewirtschaftung hergestellt werden, für den Grundherrn ein übersichtliches System mit gleich ausgestatteten Untertanen und entsprechend sich ergebenden Abgaben.

Auch die Märkte und Städte wurden systematisch angelegt. Der Rechteckplatz wurde zum Charakteristikum der Stadt- und Marktgründungen des späten Hochmittelalters, etwa in Linz, Freistadt oder Grein, aber auch bei den Märkten, zum Beispiel Gallneukirchen, Lembach, Perg, Schwertberg oder Zwettl. Gestreckte Varianten (Längrechteckplätze) gibt es in Aigen, Haslach, Leonfelden, Ottensheim, Reichenau, Weitersfelden oder Steyregg, Quadratplätze in Schenkenfelden, Rohrbach oder Peilstein.

Der Markt Rohrbach wurde bei der Gründung mit 44 Bürgerrechten ausgestattet, die um den quadratischen Platz und entlang der zuführenden Straße angeordnet wurden. Mitten in den riesigen Marktplatz wurde eine Kirchenfestung angelegt, an deren Mauer neun spätere Zuzügler angesiedelt wurden, die nur halbe Bürgerrechte besaßen. Erst 1686 erreichten diese an der Friedhofsmauer angesiedelten Halbbürger, die an Markt- und Kirchtagen die Wache zu stellen hatten und das Korn des jeweiligen Marktrichters schneiden mussten, dass sie ebenfalls Handel treiben durften. In anderen größeren Orten finden sich solche unterprivilegierte Bürger in den Seitengassen oder den Vorstädten und Vormärkten.

Dreiecksplätze gibt es in den Märkten Gutau, Hellmonsödt, Lasberg, Leopoldschlag, Pregarten, Reichenthal oder St. Georgen an der Gusen etc., in gestreckten Formen in Königswiesen, Bad Kreuzen, Mauthausen oder Oberneukirchen.

Straßendörfer mit Gewannfluren sind Siedlungsformen aus der Hochblüte der Rodungen. Als Beispiel eines planmäßig angelegten Straßendorfes kann Lichtenberg in der Gemeinde Ulrichsberg genommen werden. Es wurde nach 1325 angelegt und bestand ursprünglich aus 20 Lehen. Die Flur war nach dem System der Dreifelderwirtschaft angelegt: jedes Lehen hatte jeweils eine Ackerparzelle, etwa ein Drittel der Gesamtackerfläche, unmittelbar hinter dem Gehöft, zwei weitere Felder in den beiden anderen Gewannen im Anschluss an die Siedlung. Bei Waldhufendörfern, der jüngsten Dorfform, sind alle Acker- und Wiesenflächen jeweils auf einem zusammenhängenden Streifen unmittelbar hinter dem Gehöft angeordnet. Die Besitzstreifen und die Abstände zwischen den einzelnen Gehöften müssen daher eine viel größere Breite einnehmen. Typische Waldhufendörfer sind Königsschlag, Langzwettl, Stiftung, Rainbach, Summerau etc.

Eine Sonderform sind Rundangerdörfer mit radial angelegten Waldhufen, etwa die Ortschaft Böhmdorf in der Gemeinde Reichenthal.


Die große Rodungsbewegung setzte nach der ersten Jahrtausendwende ein und zog sich bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts hin. Die Siedlungsgrenze wurde immer mehr nach oben verlegt. Sümpfe wurden trockengelegt, zunehmend schlechtere Böden unter Kultur genommen. Die hochmittelalterliche Kolonisation vom 11. bis zum 13. Jahrhundert erweiterte den Siedungsraum immer tiefer ins Gebirge und in die Randbereiche des Sauwaldes, des Hausrucks und des Kobernaußerwalds, vor allem aber immer tiefer ins Mühlviertel hinein. Hier waren im Frühmittelalter nur die südlichen Ausläufer mit teils baierischer, teils slawischer Bevölkerung besiedelt.

Am Ende des 10. Jahrhunderts setzte auch nördlich der Donau eine intensive Kolonisation ein, zuerst mit der Anlage von Einzelhöfen im Anschluss an die ältere Siedlungszone im Donautal. Im 11. und 12. Jahrhundert wurden immer mehr planmäßige Dörfer mit Gewannfluren angelegt. Der nördlichste Streifen des Landes wurde hauptsächlich erst im 13. Jahrhundert gerodet und mit Waldhufendörfern ausgestattet.

Rodungsarten

Es gibt drei Arten der Rodung: die Schlagrodung durch Schlagen der Bäume, die Brandrodung durch Abbrennen der Bäume und die Schwendrodung; dabei werden die Bäume gefällt, das aufwendige Entfernen des Wurzelwerks entfällt jedoch. Die Wurzeln halten das Erdreich in abschüssigen Lagen noch fest, insbesondere wenn die Baumart immer wieder austreibt.

Es gibt drei Arten der Rodung: die Schlagrodung durch Schlagen der Bäume, die Brandrodung durch Abbrennen der Bäume und die Schwendrodung; dabei werden die Bäume gefällt, das aufwendige Entfernen des Wurzelwerks entfällt jedoch. Die Wurzeln halten das Erdreich in abschüssigen Lagen noch fest, insbesondere wenn die Baumart immer wieder austreibt.
Das Roden des Waldes durch Fällen der Bäume steckt in den vielen Schlag- Namen: Kirchschlag, Hengstschlag, Holzschlag, Langschlag, Schlägl. Etwa 160 Ortsnamen gibt es in Oberösterreich auf -schlag. Geht es um Niederwald, so treten die Zusammensetzungen mit hauen auf: -hau, -häu, -hai, -hieb, -gehaue etc.

Die Brandrodung kann in Namen mit Brand zum Ausdruck kommen: Wurmbrand oder Hundbrenning weisen auf Brandrodung. Ganz eindeutig ist das allerdings nicht immer: Der Name Brandstatt wird sich meist auf spätere Brandereignisse beziehen. Aber auch sang deutet auf Brandrodung: -senge(n), -singe(n), -sang; auch: absang, asang etc. meint das Absengen des Waldes. Insgesamt wurden in Oberösterreich 21 Dorfnamen dieses Typs gezählt.

Schwenden stellt eine langsame, mehrere Jahre dauernde Art der Beseitigung des Waldes dar. Im Wort enthalten ist die Bedeutung „zum Verschwinden“ bringen, die Bäume zum Absterben bringen, indem die Rinde durchschnitten und abgeschält wird, sodass der Baum mangels Flüssigkeitszufuhr langsam abstirbt, oder die nachwachsenden Triebe immer wieder abgeschnitten werden. 75 Ortsnamen dieses Typs konnte man in Oberösterreich lokalisieren: Schwand/t/dt, -schwand/t/dt, Schwanden/Schwanten/Schwandten, Gschwand/t/dt, Schwend, -schwend/t/dt, Schwende, Gschwend/t/dt bis hin zu Schwanenstadt, das alte Dorf Schwans.

Die Ameisberge (in der KG Atzesberg, aber auch in Lengau und Kopfing) oder die Amesschlag (in Oberneukirchen und in Vorderweißenbach) haben nichts mit den Ameisen zu tun, sondern verweisen auf die Rodungstätigkeit: mis (meis) bzw. abmeißen bedeutet den Einschlag der Axt in einen Baum, den man fällen wollte bzw. das Spalten des Holzes. Die Orts- und Familiennamen mit Stock verweisen auf die Rodung bzw. das Abstocken des Waldes. Stiften, etwa in den Ortsnamen Neustift oder Stiftung, deutet auf die planmäßige Anlage einer neuen Siedlung. Die Eder bzw. Öder hingegen verweisen auf die Wüstung und das Ödwerden von einst bewirtschafteten Flächen und Höfen, die zu einem späteren Zeitpunkt wieder in Bewirtschaftung genommen wurden.


Mit dem Bedeutungsgewinn des Ackerbaus, dem Vordringen der Dreifelderwirtschaft und der damit verbundenen Regelung der gemeinsamen Weide auf den Brachfeldern, Hutweiden und im Wald festigte sich die neue Siedlungsform des Dorfes in verschieden regelmäßiger Gestalt als Straßen-, Gassen-, Anger- oder Waldhufendorf. Die Verbesserung der Rechtsstellung der Bauern im Zuge der Auflösung der Fronhofverfassung ging mit einer Verstärkung der Dorfgemeinschaft einher. Die Dörfer stabilisierten sich und bestimmten die sich entwickelnden Gemeinden. Der Bauer wurde zum „gemeinen“ Mann, zum Mitglied der Gemeinde.

Steigende Bevölkerungszahlen
Man kann davon ausgehen, dass sich die Einwohnerzahl des heutigen Oberösterreich vom späten 9. Jahrhundert, als der Bevölkerungsanstieg einsetzte, bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts mehr als verdreifacht hat. Zu Beginn der großen Rodungen um die Jahrtausendwende dürften etwa 100.000 bis 150.000 Menschen im Bereich des heutigen Oberösterreich ihren Wohnsitz gehabt haben, am Höhepunkt vor 1350 mindestens 300.000. Mit den großen Pestwellen, die nach 1348 einsetzten, war die Bevölkerung des Landes stark zurückgegangen.

Dieser dramatische Bevölkerungsschwund hatte einen Rückgang der Agrarpreise und ein Ansteigen der Löhne zur Folge, die zu einem Siedlungsrückgang in Grenzertragslagen und zu einer Welle von Flur-, Haus- und Dorfwüstungen führte: Ackerland auf schlechten Böden wurde wieder aufgegeben. Nicht wenige Siedlungen verödeten, der Wald rückte neuerlich vor. Verlassen wurden die schlechtesten und am schwierigsten zu bestellenden Böden. Ein Sinken der Siedlungsgrenze im Gebirge setzte ein. Markante Wüstungen gab es in Oberösterreich im 15. Jahrhundert zum Beispiel in der Herrschaft Schaunberg, wo von ungefähr 1700 Höfen 223 verödeten, wobei etwa die Hälfte davon ganz abkam. Auch im Mühlviertel kam es zu Wüstungen, etwa in der Gemeinde Schenkenfelden. Aus Windischmarkt (Gemeinde Ottenschlag im Mühlviertel), das im 13. Jahrhundert als Marktsiedlung mit 30 Burgrechten gegründet worden war, war 1499 ein Bauerndorf mit zehn Häusern (Wintersdorf) geworden.

Ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert folgte eine neuerliche Zunahme der Bevölkerung. Im 16. Jahrhundert stieg die Bevölkerung Oberösterreichs von ungefähr 330.000 auf 380.000. Es begann eine neuerliche Rodungstätigkeit. Im Gebiet der damaligen landesfürstlichen Herrschaft Freistadt wurden im Zeitraum 1560 bis 1615 insgesamt 113 Häuser und ein Meierhof neu angelegt. Um 1670/80 begann man mit der Urbarmachung der Welser Heide. Im obersten Mühlviertel wurden noch einige Ortschaften neu gegründet: etwa Schwarzenberg und Panydorf, das sich bis heute durch seine merkwürdigen Hausformen, die an das Banat erinnern, von der Umgebung stark abhebt.

Drang in die Städte
Schon im Spätmittelalter setzte ein Zug in die Städte und Märkte ein. Im Gebiet des heutigen Oberösterreich gab es nach der Zählung von Kurt Klein um 1300 insgesamt neun Städte mit zusammen etwa 1100 Häusern, Märkte gab es 32 mit etwa 1400 Häusern. Um 1600 zählt Klein 12 Städte mit 2950 Häusern und 85 Märkte mit 5700 Häusern. Wenn man die rechtlichen Kriterien außer Acht lässt und nur nach der Größe der Orte zählt, nämlich Orte mit mehr als 80 Häusern (bei etwa 12 Bewohnern pro Haus also mehr als 1000 Einwohnern), so gab es in Oberösterreich um 1300 etwa zehn derartige Orte, um 1600 etwa 40.

Die alte Siedlungsstruktur ist längst nach allen Seiten ausgefranst. Die ursprünglichen Flurformen sind durch die Grundzusammenlegung weitgehend verschwunden. Die alten Siedlungsformen sind durch die verschiedenen Baukonjunkturen der Neuzeit, insbesondere im 20. Jahrhundert, kaum mehr erkennbar. Die Ortskerne, die Pfarrgrenzen und die generelle Aufteilung zwischen Wald und landwirtschaftlicher Nutzfläche aber sind seit dem Mittelalter in den Grundzügen kaum verändert worden.

Das Zeugnis der Namen

Die Erforschung der Geschichte der Rodungen und Besiedlungen ist sehr kompliziert. Schriftliche Quellen und Ortsnamen, pollenanalytische Untersuchungen und Überreste im Gelände, aber auch Dorfformen und Stadtgrundrisse geben Hinweise auf die große Rodungs- und Siedlungstätigkeit, die nach 950 einsetzte und bis ins späte 13. Jahrhundert oder sogar frühe 14. Jahrhundert andauerte.
Schriftliche Quellen helfen nur bedingt. Die ersten Nennungen von Ortschaften und Häusern in Urkunden, Urbaren und Grundbüchern geben in der Regel nicht den Zeitpunkt der Gründung, sondern den eher zufälligen Zeitpunkt an, aus dem eine erste Erwähnung der Ortschaft erhalten ist und ab dem der Ort sicher bestanden hat.

Die Erforschung der Geschichte der Rodungen und Besiedlungen ist sehr kompliziert. Schriftliche Quellen und Ortsnamen, pollenanalytische Untersuchungen und Überreste im Gelände, aber auch Dorfformen und Stadtgrundrisse geben Hinweise auf die große Rodungs- und Siedlungstätigkeit, die nach 950 einsetzte und bis ins späte 13. Jahrhundert oder sogar frühe 14. Jahrhundert andauerte.
Schriftliche Quellen helfen nur bedingt. Die ersten Nennungen von Ortschaften und Häusern in Urkunden, Urbaren und Grundbüchern geben in der Regel nicht den Zeitpunkt der Gründung, sondern den eher zufälligen Zeitpunkt an, aus dem eine erste Erwähnung der Ortschaft erhalten ist und ab dem der Ort sicher bestanden hat.
Grundsätzlich gibt es zwei weitere Methoden, den Gang und die Art der Besiedlung nachzuvollziehen: erstens den Rückschluss aus den Ortsnamen und zweitens den Rückschluss aus den Ortsgrundrissen und Flurformen.

Die verschiedenen Formen der Rodung spiegeln sich in unseren Dorf- und Familiennamen wider. Ortsnamen, die mit -dorf enden, wurden nach der Jahrtausendwende häufiger. Der Begriff Dorf umschreibt eine genossenschaftliche Siedlungsform mit mehreren Häusern, dazugehörigen Ackerfluren, die nach einem regelmäßigen System auf die einzelnen Häuser des Dorfes aufgeteilt sind, einer gemeinsamen Weide (Almende) und Wäldern am Rand der Dorfflur. In Oberösterreich gibt es etwa 540 Ortschaften mit so genannten echten Dorf-Namen, die dem hochmittelalterlichen Landesausbau zugehören. Bei der Rodung (von roden, reuten), die in den Ortsnamen auf –reit, -reut, -roit, -rat oder -greit sprachlich immer noch präsent ist, werden Gehölze, also Bäume und Sträucher, mitsamt ihrer Wurzeln dauerhaft entfernt. Sprachlich verwandt ist das Wort ausrotten.

In Oberösterreich enden 530 Ortsnamen auf –reit: von Arnreit über Mitterreit oder einfach Reit bis Schwackerreit. Aber auch Reiterndorf, Rödham oder Roitham gehören hierher. Die Bedeutung von Roden steckt auch in der slawischen Wortwurzel von Treffling oder Lasern. In den Familiennamen, die aus Orts- und Hausnamen abgeleitet sind, setzt sich das fort: die vielen Reiter, Roiter, Roitmeier, Roitinger etc. Der Schacherreiter etwa ist der Waldroder (von mhd. schache und reit).


Linktipp:

www.doris.ooe.gv.at
Der digitale oberösterreichische Kulturatlas bietet historische Ansichten und Stiche sowie Luftaufnahmen und genaue kartografische Verortung der Standorte von Burgen, Burgställen und Schlössern. Digital abrufbar für alle Katastralgemeinden ist auch die Urmappe des Franziszeischen Katasters aus dem frühen 19. Jahrhundert, die noch sehr genau die mittelalterlichen Flur- und Dorfformen zeigt.

Literatur:

Hageneder, Othmar: Die spätmittelalterlichen Wüstungen in der Grafschaft Schaunberg, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich. Neue Folge 33 (1957), S. 65-81.

Klein, Kurt: Daten zur Siedlungsgeschichte der österreichischen Länder bis zum 16. Jahrhundert. Wien 1980.

Sandgruber, Roman: Ökonomie und Politik. Österreichische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Wien 1995.

--> Mehr zur Landwerdung im Mittelalter


Autor: Roman Sandgruber

Oberösterreichische Nachrichten, 24. Jänner 2009

   

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