Merken   Drucken   06.12.2011, 07:14 Schriftgröße: AAA

Top-Rating "AAA": S&P tut's schon wieder

Zum zweiten Mal binnen weniger Monate haut Standard & Poor's auf die Pauke. Die Ratingagentur droht nach der Herabstufung der USA nun fünf Euro-Staaten mit dem Verlust der Top-Bonitätsnote "AAA". Und zum zweiten Mal sickert die Information vorab durch - ein Skandal.
© Bild: 2011 Reuters/MICHAEL BUHOLZER
Kommentar Zum zweiten Mal binnen weniger Monate haut Standard & Poor's auf die Pauke. Die Ratingagentur droht nach der Herabstufung der USA nun fünf Euro-Staaten mit dem Verlust der Top-Bonitätsnote "AAA". Und zum zweiten Mal sickert die Information vorab durch - ein Skandal. von Christian Kirchner  Frankfurt
Die Ratingagentur Standard & Poor's droht 15 Euro-Staaten mit einer Herabstufung. Damit muss Deutschland sowie vier weitere Euro-Staaten mit dem Verlust der Top-Bonitätsnote "AAA" rechnen, sollte der kommende EU-Gipfel am Freitag keine Lösung der Schuldenkrise herbei führen. Das ließ die Ratingagentur durchblicken.
Von dieser Drohung einer Massenherabstufung am späten Montag geht ein wichtiges Signal aus. Dabei geht es aber nicht um die Maßnahme selbst, die die Agentur unter anderem "mit den potenziellen Folgen (...) tiefgreifender politischer, finanzieller und geldpolitischer Probleme mit der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion" begründet. Denn für diese banale Sorge braucht es keine Ratingagentur. Das Signal ist vielmehr, dass S&P ein handfestes Problem damit hat, höchst kursrelevante Informationen bis zur Veröffentlichung zeitgleich und somit fair allen Marktteilnehmern zur Verfügung zu stellen.
Ist die Drohung von S&P für die Euro-Zone gerechtfertigt?

 

Ist die Drohung von S&P für die Euro-Zone gerechtfertigt?

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Derartige Informationslecks sind in ruhigen Märkten schon inakzeptabel. Inmitten einer handfesten Schuldenkrise, an der die Ratingagenturen mit einer zu lange zu optimistischen Einschätzung von späteren staatlichen Sanierungsfällen zumindest nicht ganz unschuldig waren, waren, ist es untragbar, zumal Standard & Poor's Wiederholungstäter ist.
Rückblende: In der Nacht vom Freitag, dem 5. August auf Samstag, den 6. August und somit nach Handelsschluss an allen Weltbörsen entzog Standard & Poor's den USA die Topnote "AAA" - eine Überraschung für die meisten Marktteilnehmer, hatte doch der US-Kongress wenige Tage zuvor nach langem Streit einen Kompromiss im US-Schuldenstreit gefunden. Aber nicht für alle, denn bereits am Freitagnachmittag europäischer Zeit und somit auch während des Handels sowohl in den USA als auch in Europa waberten die Gerüchte über die Herabstufung durch die Handelssäle, nach Börsenschluss komme die Herabstufung. Sie waren sogar Gegenstand der Diskussion in der FTD-Redaktion. Sollte es tatsächlich ein Leck geben? Zu gewaltig schien der Verdacht angesichts dessen, was auf dem Spiel steht - für Standard & Poor's, aber auch die Kapitalmärkte.
Wer aber als Spekulant gute Quellen hatte und auf den zu erwartenden Kursverfall gesetzt hat, konnte dicke Gewinne einfahren, denn die Herabstufung folgte tatsächlich in der Nacht auf Samstag - und am Montag brachen die Kurse rund um den Globus ein: In Frankfurt der DAX  um über fünf Prozent, in New York der Dow Jones  gar um knapp sechs Prozent. Seit September ermittelt nun die US-Börsenaufsicht SEC, welche Akteure aus welcher Quelle von der Herabstufung Wind bekamen - heraus kommen wird vermutlich nichts.
Am Donnerstag, dem 10. November wiederum unterlief Standard & Poor's der peinliche Lapsus, einigen seiner Kunden die Mitteilung zu schicken, man habe Frankreich die Top-Bonitätsnote "AAA" entzogen - was ein technischer Fehler war, die Aktien- und Anleihenmärkte aber dennoch stundenlang durchschüttelte.

Teil 2: Drohung verbreitet sich wie ein Lauffeuer

  • FTD.de, 06.12.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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Kommentare
  • 08.12.2011 08:17:33 Uhr   ohminus: @Achim

    "Man mag die USA, GB und Japan wegen ihrer hohen Verschuldung vergleichen und angreifen. Aber immerhin herrscht dort Ordnung und nicht so ein Chaos wie in Euroland"

    Wann hast Du Dich das letzte Mal über die USA informiert? Dass die USA aus rein wahltaktischen Gründen seit Monaten am Rand der Zahlungsunfähigkeit operiert ist neuerdings "Ordnung"? Eine Fundamentalopposition, die selbst ohne konkreten Anlass reflexartig ihr "Dagegen"-Schild hochhält ist Ordnung? Präsidentschaftskandidaten, die weniger Ahnung haben von der Welt als ein deutscher Schulabbrecher sind sicherlich auch Garanten für Ordnung?

  • 07.12.2011 15:36:15 Uhr   focus: @Achim
  • 07.12.2011 10:26:00 Uhr   John Doe: Casino Spielchen
  • 06.12.2011 21:01:49 Uhr   Achim: Informationsvorsprung? Bitte Hirn einschalten...
  • 06.12.2011 17:58:07 Uhr   Arbeiter: S&P
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