BERLIN, 25.07.06 (rsn) -
Der Schweizer Radsportverband wird
demnächst Post vom internationalen Radsportverband
UCI bekommen und darin Auszüge aus den Ermittlungsakten der spanischen
Justiz vorfinden, soweit sie Jan Ullrich betreffen.
Wie am Dienstag aus UCI-Kreisen
verlautete, hat
der Weltverband die Unterlagen der im Zusammenhang mit der
spanischen Dopingaffäre um den Mediziner Fuentes
unter Verdacht stehenden rund 50 Fahrer
an die jeweiligen nationalen Radsportverbände gesandt.
Die zuständigen Verbände - im Fall
des in der Schweiz lebenden Ullrich
der eidgenössische - müssen nun innerhalb eines Monats entscheiden, ob sie ein Disziplinarverfahren eröffnen.
Tun sie dies nicht, so kann die
UCI gegen die Entscheidung das internationale Sportschiedsgericht
TAS anrufen.
In die Affäre um
das kriminelle Dopingnetzwerk
um Fuentes,
das die spanische Polizei am 23.Mai
aushob, als sie
den ehemaligen Kelme- und Liberty-Teamarzt
sowie u.a. den Liberty-Teamchef
Manolo Saiz verhaftete,
sollen 58 Rennfahrer
verwickelt sein.
Dazu gehören
die neun Profis,
die einen Tag vor dem
Start der Tour de
France am 30.Juni
von ihren Teams suspendiert
wurden (Basso/CSC, Ullrich und Sevilla/T-Mobile, Mancebo/Ag2r,
Paulinho, Davis, Nozal, Contador und Beloki/Astana).
Der Franke Jörg Jaksche,
der zwei Tage vor der
Tour wegen angeblicher
Magenprobleme
abreiste, ist ebenfalls
betroffen.
Jaksche bestreitet
ebenso wie Ullrich und
Basso die Dopingvorwürfe.
Im Falle des in der Schweiz lebenden und
mit eidgenössischer Lizenz fahrenden Ullrich
ist der Schweizer Radsportverband zuständig.
Die Ivan
Basso betreffenden
Unterlagen schickte die UCI
an das zuständige
italienische Nationale Olympische Komitee
(CONI). Am meisten Arbeit
erwartet den spanischen
Radsportverband,
die meisten
Kunden des Fuentes-Netzwerks
sind Spanier.
Zwei in die Affäre
verwickelte
Fahrer, der Spanier Roberto Heras
und der Amerikaner Tyler Hamilton,
sind bereits wegen Dopings gesperrt.
Die Eröffnung eines Disziplinarverfahrens
bedeutet für den betroffenen
Fahrer automatisch,
dass er ab sofort keine Rennen mehr
fahren kann.
Alle ProTour-Teams sowie die Zweitdivisionäre,
die zu ProTour-Rennen eingeladen
werden wollen, haben
sich im freiwilligen
Ethik-Kodex
verpflichtet, einen
Fahrer, gegen
den ein Verfahren eröffnet wurde, nicht einzusetzen,
solange der Fall nicht geklärt
ist.
Die Ermittlungen der spanischen Justiz
gegen das kriminelle
Dopingnetzwerk
begannen bereits im Februar.
Bei den Razzien
im Mai wurden
neben anderen Dopingprodukten
(Anabolika, EPO, Wachstumshormone usw.)
u.a. 200 Blutkonserven
entdeckt, die für
Eigenblutdoping verwandt wurden.
Diese sichergestellten
Blutkonserven,
die mit Codenamen
versehen waren,
die die spanische Justiz
einzelnen Fahrern zuordnen
zu können glaubt,
untersucht
derzeit
ein vom IOC anerkanntes Anti-Dopinglabor
in Barcelona.
Dr.Eufemanio Fuentes hatte
bei seiner Vernehmung
durch den Madrider Ermittlungsrichter
Serrano eine eigenwillige
Erklärung, wie
die Mailänder Gazzetta dello Sport
am letzten Samstag berichtete.
Demnach seien
die Blutkonserven
bei den Fahrern
nur als Vorsichtsmaßnahme genommen worden.
So im spanischen Stierkampf
den Matadoren Blut abgenommen wird,
um es ihnen bei einem Unfall
wieder injizieren zu können,
habe man auch den Radrennfahrern
nur Blut abgenommen, um es aus Gesundheitsgründen
bei Bedarf eine Reserve zu haben,
so der gelernte Gynäkologe Fuentes.
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