Prof. Dr. Klaus Völker

Vortrag anlässlich der carte carrière Absolventenfeier am 6. Oktober 2010 an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin

Ihre seit Oktober 1950 bestehende Musikhochschule trägt seit Juli 1964 den Namen „Hanns Eisler“. Mit dieser Namensgebung begann auch die „Heiligsprechung“ und staatliche Vereinnahmung eines bis zu seinem Tode 1962 zwar als Komponist von Arbeiterchören und Kampfliedern, als Friedenskämpfer und Schöpfer der Nationalhymne gefeierten, aber dennoch oft gegängelten, an der optimalen und umfassenden Interpretation sowie Weiterentwicklung seines musikalischen Schaffens gehinderten Künstlers. Auch im kapitalistischen Westen, in der Bundesrepublik sowie im Land seiner Kindheit, Jugend und künstlerischen Ausbildung, in Österreich, galt Eisler lediglich als kommunistischer Agitator und Vertreter einer proletarisch-revolutionären Musikkultur. Dass er der Wiener Schule entstammte, ein Meisterschüler Arnold Schönbergs und den maßgeblichen Komponisten des 20. Jahrhundert zu zurechnen war, wurde von der breiten Öffentlichkeit hier wie dort in der Regel ignoriert. Nach seinem Tod hatte Hanns Eisler schwer an der Last zu tragen, in der DDR zum ersten deutschen Meister des sozialistischen Realismus in der Musik ernannt worden zu sein. Allerdings erleichterte dieses offizielle Gütesiegel es den jüngeren Komponisten und kritischen Musikwissenschaftlern, unterm Deckmantel seiner Autorität neue Wege zu suchen und die engen kulturpolitischen Vorgaben zu sprengen. Sie haben die Chance intensiv genutzt, Eisler mit dessen die Dummheit in der Musik bekämpfenden Argumenten neu, mit geputzten Ohren und gereinigten Gefühlen, zu hören, Eislers Werk jedenfalls in seiner ganzen Vielfalt, Schönheit, seiner Einfachheit und zugleich auch reizvollen Kompliziertheit zu interpretieren. ...


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