Pressestimmen November 2011

Mit links: Absolventen der Eisler-Hochschule im Konzerthaus

Während der unbeschreibliche Budenzauber auf dem Gendarmenmarkt bereits mit der greifbaren Nähe des Weihnachtsfestes droht, gibt es im Konzerthaus bereits einiges zu feiern, ist man hoch gestimmt. Denn mehrere Absolventinnen und Absolventen von nebenan, aus der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“, veranstalteten dort ihr Abschlusskonzert, engagiert unterstützt vom Konzerthausorchester.

Zum Auftakt gibt es „Der gerettete Alberich“, eine schön respektlose und sehr unterhaltsame Wagner-Überschreibung von Christopher Rouse. Die Perkussionistin Shengnan Hu spielt das in idealer Balance von Temperament und innerer Ruhe, Expressivität und Anmut. Ebenso fein wie die dynamischen Abstufungen ihres Spiels gelingt die Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Seokwon Hong, dem das Orchester aufmerksam folgt. Das Violinkonzert von Glazunov gerät unter der Leitung von Tobias Mehling dagegen doch etwas matt – vielleicht, weil die Bemühung um Koordination bei sehr flexiblen Tempi im Mittelpunkt stehen. Harim Chun ist aber fraglos eine sehr gute Geigerin; der hochvirtuose Solopart bereitete ihr keine großen Probleme.

Mit besonderer Spannung wurde der Auftritt der jungen estnischen Dirigentin Kristiina Poska erwartet: Weil sie bereits einen Vertrag als Kapellmeisterin an der Komischen Oper ab Herbst 2012 in der Tasche hat. Richard Strauss’ rhythmisch vertrackte Tondichtung „Till Eulenspiegel" nimmt sie im doppelten Sinne „mit links“: Anders als fast alle ihre Kollegen hält Poska den Taktstock nämlich nicht in der rechten Hand. Etwas mehr Schmäh, ein noch größerer Mut zum Zögern in Schwellenmomenten hätten sicher nicht geschadet, aber insgesamt wirkt Poska eindrucksvoll souverän. Die Einsätze gibt sie präzise aber ohne Zackigkeit, ihrer entspannten Gestik entspricht ein freies und abgerundetes Klangbild.

Der_Tagesspiegel_25. November 2011_Benedikt von Bernstorff