Vorstandschef Ulrich Schmitz hat Schmitz Cargobull durch drei harte Jahre geführt, indem er entschieden agierte.
Als Lehman Brothers am 15. September 2008 Insolvenz anmeldete, blieb Ulrich Schümer gelassen. Mochten die Banken beben nach dem Zusammenbruch im fernen Amerika, für Schmitz Cargobull, Europas größten Hersteller von Lkw-Aufliegern, schien das alles weit weg. Das erste Geschäftshalbjahr hatte Rekorde bei Ausstoß und Umsatz gebracht. Ja, es gab einige Stornierungen, aber "wir hatten noch 200 Mio. Euro in den Auftragsbüchern stehen, pro Monat und mit einem Vorlauf von sieben Monaten wohlgemerkt", erinnert sich Schümer. "Wir hatten das Gefühl, dass die sich andeutende Abschwächung nur temporär wäre."
Die schlechte Auftragslage sorgte für stille Produktionshallen
Nur eine Woche später war der damalige Finanzvorstand und heutige Vorstandschef von
Schmitz Cargobull weit weniger entspannt. Auf der Internationalen Automobilausstellung für Nutzfahrzeuge (IAA) bestellten die Kunden deutlich weniger neue Trailer als erwartet - "vor allem aber stornierten sie die alten Orders". Die Auftragsbestände schmolzen, im Dezember standen nur noch Aufträge für drei Wochen in den Büchern.
Und es kam nichts mehr nach. Niemand bestellte. Wer 2009 durch die Produktionshallen im westfälischen Altenberge ging, sah auf dem digitalen Fertigungsplan an der Wand bei Soll und Ist jeweils eine rote Null aufleuchten. Stillstand, schlimmer geht's nicht. Für das Geschäftsjahr 2007/2008 hatte das Familienunternehmen mehr als 2 Mrd. Euro Umsatz vermeldet, zwei Jahre später waren es nur noch 660 Mio. Euro - ein Rückgang um 70 Prozent. Existenzbedrohend. Einer der zwei ärgsten Konkurrenten, Kögel, ging in die Insolvenz und wurde vom Wettbewerber
Humbaur übernommen. Auch bei Schmitz Cargobull fragten sich viele Marktbeobachter, wie die Westfalen den Auftragsrückgang abfangen wollten.
Schürmer hat durch kurzfristige Reaktionen die Krise gemeistert
Jetzt bekommen sie Antworten, wenn auch kein Patentrezept. Denn Schmitz Cargobull hat sich berappelt, der Umsatz für das Geschäftsjahr 2011/12 liegt bei 1,65 Mrd. Euro, der Gewinn vor Zinsen und Steuern bei 70 Mio. Euro. Wie hält ein Unternehmen einen derart rasanten Ab- und Wiederaufstieg aus? Wo nimmt es die Flexibilität her für eine solche Achterbahnfahrt? Was muss es tun, um sogar gestärkt aus der Krise zu kommen? Kurzfristig reagieren, sagt Vorstandschef Schümer. Aber das geht nur, wenn man sich langfristig vorbereitet hat.