BERLIN, 15.09.06 (dpa) - Jan Ullrich
zeigt sich "betroffen" über die jüngsten Ermittlungen
der Bonner Staats- anwaltschaft wegen Betrugsverdachts. Nach den
am Mittwoch erfolgten Hausdurchsuchungen des Bundeskriminalamtes
brach der frühere T- Mobile-Star seine Flitterwochen ab.
Fotos: Roth
«Von den Durchsuchungen und Beschlagnahmungen sind meine
Frau Sara und ich tief betroffen», erklärte der ehemalige Tour-de-
France-Sieger auf seiner Internetseite nach der Durchsuchung seines
Hauses durch das Bundeskriminalamt. «Vor dem Hintergrund der
Ereignisse» habe er seinen Urlaub beendet und sei «nach Hause
gefahren», stellte Ullrich fest. Der gestürzte Radstar hat seine
Rechtsanwälte damit beauftragt, den Fall mit der Staatsanwaltschaft
in Bonn zu erörtern.
Bei der Durchsuchung seiner Scherzinger Villa hatten die Ermittler
am Mittwoch auch DNS-Spuren des unter Doping-Verdacht stehenden
Radprofis genommen. In den nächsten Wochen sollen die Spuren mit
Merkmalen jener Blutbeutel verglichen werden, die die spanischen
Behörden Ullrich zuordnen. Sie waren im Mai in einem Appartement des
Doping-Arztes Eufemiano Fuentes gefunden worden. Ullrich hat sich
bislang stets geweigert, einen DNS-Test zu machen und damit die
Verdächtigungen gegen ihn genährt. Derzeit ist unklar, ob ein
Vergleichstest in Deutschland oder Spanien vorgenommen wird.
Wie die Süddeutsche Zeitung (Freitagausgabe) berichtet, sollen
die Ermittler der Staatsanwaltschaft Göttingen von Ullrichs früherem
Arbeitgeber T-Mobile umfangreiche Unterlagen erhalten haben. Aus den
Papieren gehe hervor, dass der Ende 2003 mit dem Radprofi
geschlossene Vertrag schon bei einem bloßen Dopingverdacht aufgelöst
werden konnte. In den T-Mobile-Unterlagen werde Ullrich, so die
Zeitung, als «labiles Genie» bezeichnet.
Auch auf den deutschen Chefarzt, der nach Informationen der
spanischen Ermittler den Doping-Ring von Fuentes mit Präparaten
versorgt hatte, nimmt der Druck zu. Am Freitag gab sein Arbeitgeber
bekannt, dass man sich von ihm trennen wolle.