MÜNCHEN, 13.10.06 (dpa) -
Gegen den unter Dopingverdacht stehenden Radprofi
Jan Ullrich sind laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung
(Samstag-Ausgabe) neue Indizien aufgetaucht.
Foto: Roth
Das Blatt bezieht sich
auf ein der deutschen Justiz vorliegendes Protokoll eines
Expertentreffens im September in der Madrider Direktion der Guardia
Civil. Laut Protokoll seien die Spanier «offenbar in der Lage,
Ullrichs Aufenthalte in Madrid zu dokumentieren», schreibt die
«Süddeutsche Zeitung». Ullrich soll in Madrid mehrmals in Hotels
logiert haben. Bevorzugtes Domizil solle das «Pio XII» gewesen sein.
Ullrich beteuert bislang seine Unschuld.
Die von den Ermittlern fotografierten Kunden des im Zentrum der
Doping-Affäre stehenden Arztes Eufemiano Fuentes hätten an der
Rezeption nicht einmal ihre Identität preisgeben müssen. «Das System
funktionierte offenbar mit Hotel-Gutscheinen», so die Zeitung.
Laut den Ermittlern bestehe die Verbindung zu Fuentes schon seit
2003. Damals war Ullrich von seiner halbjährigen Dopingsperre in den
Radsport zurückgekehrt. Während der Madrider Razzia vor der
diesjährigen Tour de France soll bei Fuentes sogar ein Foto von
Ullrich mit persönlicher Widmung gefunden worden sein. Des weiteren
sollen Fuentes-Helfer von der Polizei dabei beobachtet worden sein,
wie sie in dem Madrider Hotel zwei Blutbeutel mit der Aufschrift
«Jan» in einen Mülleimer warfen. Diese in eine Plastiktüte
gewickelten Konserven seien sichergestellt worden.
Auch die bereits veröffentlichten Finanzdaten hätten die Ermittler
in ihrem Verdacht bestätigt: Ullrich soll in den letzten Jahren außer
einer Basiszahlung von 60 000 Euro pro Jahr in der Regel noch zweimal
je 30 000 Euro gezahlt haben, womit ein Jahresbetrag von 120 000 Euro
zusammenkäme. Das Geld sei nicht überwiesen, sondern über
Mittelsmänner persönlich übergeben worden.
Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung liegt den Schweizer
Behörden inzwischen auch eine DNA-Probe von Ullrich vor. Ihre
Existenz war zwischenzeitlich bestritten worden, da Ullrich bei der
Polizeirazzia Mitte September in seinem Schweizer Haus nicht anwesend
war. Der 32-Jährige habe jedoch nach seiner vorzeitigen Rückkehr aus
den Flitterwochen bei der Schweizer Polizei eine richterlich
angeordnete Speichelprobe abgeben müssen, so die «Süddeutsche».
Ullrich hatte einen DNA-Test bislang abgelehnt und dafür sogar
seine Suspendierung von der Tour de France in Kauf genommen. Mit dem
genetischen Fingerabdruck ließe sich ein Abgleich mit den in der
Praxis von Fuentes sichergestellten Blutkonserven herstellen, die
laut Guardia Civil Ullrich zuzuordnen sind.
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