«Jan Ullrich lässt es sich nicht länger gefallen, dass seine
Persönlichkeitsrechte durch Swiss Cycling mit Füßen getreten werden.
Seine bisherigen Beanstandungen hat der Schweizer Verband hartnäckig
ignoriert. Durch diese Behandlung der Angelegenheit sind Jan Ullrich
erhebliche Nachteile entstanden», ließ der ehemalige T-Mobile-Kapitän
am Donnerstag auf seiner Internetseite verbreiten.
«Der Austritt aus dem Verband bedeutet nicht, dass ich meine
Karriere beende, es bestehen Kontakte zu anderen Radsportverbänden
wegen einer Lizenz 2007», schrieb Ullrich. Vorher hatte sein Manager
Wolfgang Strohband auf dpa-Anfrage erklärt, dass er mit mehreren
ProTour-Teams wegen einer möglichen Vertragsunterschrift Gespräche
führe und sein Schützling «demnächst» ein Trainingslager aufsuchen
werde.
Die Lizenzvergabe ist an den Wohnort gebunden, so dass auch ein
Umzug aus der Schweiz bevorstehen könnte. «Jan ist nicht mit der
Schweiz verheiratet, nur mit Sara», sagte Strohband. Ullrich
beschwerte sich bitter über «tägliche Lügengeschichten in den Medien»
und dankte seinen Fans für erwiesene Solidarität.
Ullrich zog nach eigener Darstellung durch seinen Austritt «die
Konsequenz aus dem rufschädigenden Verhalten des Schweizer
Verbandes». Auf seiner Internetseite hieß es, dem Rad-Profi sei nicht
zumutbar, «einem Verband anzugehören, der nachhaltig
Persönlichkeitsrechte und Berufsfreiheit eines Mitglieds verletzt und
zu spezifizierten Beanstandungen keine Stellung nimmt».
Ullrich, den Fotos in der «Sport-Bild» vom Mittwoch als nicht ganz
austrainiert wirkenden Freizeitsportler beim Müll-Entsorgen vor
seiner Schweizer Villa am Bodensee zeigten, erklärte: «Seit Monaten
heizen Verantwortliche von Swiss Cycling und Swiss Olympic
presseöffentlich mit widersprüchlichen Stellungnahmen die
Medienkampagne gegen mich an. Das Vertrauensverhältnis ist zerstört.»
Mut findet Ullrich, der am Samstag zur Hochzeit seines Freundes
Andreas Klöden in Berlin eingeladen ist, durch die Zuwendung seiner
Fans. An ihre Adresse schrieb er: «Ich kann Euch nicht oft genug
sagen, wie viel mir eure Unterstützung bedeutet. Etwas Schöneres kann
es für einen Sportler nicht geben. In letzter Zeit habe ich mich
selten bei Euch gemeldet, da ich diese schwierige Situation gar nicht
begriffen habe und auch noch gar nicht richtig verarbeiten konnte. Es
ist schwer für mich, täglich Lügengeschichten über mich in den Medien
zu lesen. Um nicht verrückt zu werden, kann und will ich nicht jede
Veröffentlichung kommentieren.»
«Mit Genugtuung» hat Ullrich, der am 18. Juni zum letzten Mal im
Rennen im Sattel saß, auf die Nachricht reagiert, dass gegen den
Italiener Ivan Basso vorerst kein Verfahren eingeleitet wurde. «Ivan
und ich waren bekanntlich die Topfavoriten der diesjährigen Tour.
Leider sind wir aus dem Rennen genommen und an der Ausübung unseres
Sports gehindert worden.»
Mit dem Giro-Gewinner, der sich am Mittwoch von seinem dänischen
CSC-Team trennte, hat Ullrich «in den vergangenen Wochen, die für uns
beide nicht leicht waren, immer Kontakt gehalten. Jetzt freue ich
mich als einer seiner größten sportlichen Rivalen, dass der Spuk für
ihn vorbei ist».
Die dem Schweizer Verband vorliegenden Vorwürfe gegen Ullrich
stützten sich «ausschließlich auf einen verfälschten Bericht der
spanischen Polizei», hieß es auf seiner Internetseite.
Disziplinarverfahren könnten «auf dieser Grundlage nicht eingeleitet
werden». Swiss Cycling ist offensichtlich anderer Meinung und hat die
Unterlagen an die Disziplinarkammer weitergeleitet, die über die
Einleitung eines Verfahrens entscheiden wird. Bei einem Schuldspruch
drohen Ullrich mindestens zwei Jahre Sperre. Zusätzlich laufen zwei
Zivilrechts-Verfahren gegen den einzigen deutschen Toursieger.
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